Hamburg - Ein Jahr nach der Jahrhundertflut ist nur ein Viertel der staatlichen Hilfsmittel ausgezahlt worden. Das berichtet der stern in seiner neuen Ausgabe. Bund und Länder hatten wegen der Flut eigens die für 2003 geplanten Steuersenkungen verschoben und zur Schadensbeseitigung im "Fonds Aufbauhilfe" 7,3 Milliarden Euro bereitgestellt, davon 4,4 Milliarden für gemeinsame Bund-Länder-Programme. Nachstern-Recherchen ist aus diesem Topf bisher nur rund eine Milliarde abgeflossen: An geschädigte Unternehmen wurden 478 Millionen Euro ausgezahlt - weniger als die Hälfte der bewilligten 1170 Millionen. Für die Schadensbeseitigung an Wohngebäuden wurden 534 Millionen genehmigt, überwiesen wurden bisher nur 252 Millionen. Betroffene Gemeinden erhielten zur Wiederherstellung ihrer Infrastruktur bis jetzt nur 39 Millionen Euro - ein Bruchteil der bewilligten 1320 Millionen.
Laut stern gibt es Indizien, dass nicht die gesamten 7,3 Milliarden aus dem "Fonds Aufbauhilfe" benötigt werden. So sind statt der an den Haushaltsauschuss gemeldeten 509 Millionen Euro für die Reparatur von Bundesfernstraßen nach Schätzungen des Verkehrsministeriums nur 280 Millionen nötig. Auch die Deutsche Bahn hat bisher nur zehn Prozent der gemeldeten Schadensumme von 622 Millionen Euro abgerufen. Die Bahn will alte Strecken laut stern nicht nur wiederherstellen, sondern in vielen Fällen langfristig nach aktuellem Stand der Technik ausbauen - eigentlich eine Aufgabe für den regulären Verkehrsetat.
Schneller als die öffentlichen Gelder fließen die privaten Mittel ab. Nach stern-Recherchen haben die Deutschen rund 500 Millionen Euro gespendet, von denen schon gut 70 Prozent verteilt wurden. Allein für das am schwersten betroffene Sachsen gingen 340 Spenden-Millionen ein, von denen bislang 255 Millionen ausgezahlt wurden. Viele Hilfsorganisationen halten offenbar Mittel zurück, um noch einigen tausend geschädigten Hausbesitzern zu helfen, über deren Antrag auf staatliche Hilfe noch nicht entschieden ist.
Die Spendensammler-Hitliste führt laut stern mit 144 Millionen Euro das Deutsche Rote Kreuz an. Auf Platz zwei stehen die sächsischen Gemeinden (79,2 Millionen). Die drittmeisten Spenden mit jeweils rund 60 Millionen sammelten die Diakonie und die Caritas. Auf den weiteren Plätzen der Top Ten folgen der Freistaat Sachsen (40,2 Millionen), die sächsischen Landkreise (21,9 Millionen), die Johanniter (13,9 Millionen) und die Aktion "Hamburg hilft den Flutopfern" (13 Millionen).