Fußball-WM Cohn-Bandit stärkt Heye den Rücken

Der frühere Regierungssprecher Uwe-Karsten Heye hat dunkelhäutige Besucher der Fußball-WM vor Reisen nach Brandenburg gewarnt. Ministerpräsident Platzeck spricht von einer durch "nichts zu rechtfertigenden Verunglimpfung".

Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Daniel Cohn-Bendit, hat die umstrittenen Äußerungen von Uwe-Karsten Heye verteidigt. Heye, ehemals Sprecher der rot-grünen Bundesregierung, hatte Ausländer vor dem Besuch bestimmter Teile Brandenburgs gewarnt."Die Realität ist, dass sich Schulklassen mit vielen Migrantenkindern fragen, ob es sicher ist, nach Brandenburg oder Mecklenburg- Vorpommern zum Zelten zu fahren", sagte Cohn-Bandit der "Financial Times Deutschland". Es gebe Gegenden, "wo es schick ist, Rassist zu sein. Dagegen muss etwas unternommen werden."

Wenige Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland hatte Heye im Deutschlandradio Kultur gesagt: "Es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde, hinzugehen. Er würde sie möglicherweise lebend nicht mehr verlassen."

Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) kritisierte Heyes Äußerungen als abwegig. "Das ist eine Verunglimpfung ganzer Regionen in Brandenburg, die durch nichts zu rechtfertigen ist." Auch CDU und Linkspartei griffen Heye scharf an.

Kritik auch aus Reihen der CDU

"Heyes 'Warnung' an WM-Touristen aus anderen Ländern vor Besuchen in deutschen Kleinstädten hilft niemandem und stellt die erheblichen, auch von Erfolgen gekennzeichneten Bemühungen in Brandenburg um mehr zivilgesellschaftliches Engagement in Abrede, ja gefährdet sie sogar", sagte Platzeck. Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) sprach von einer "unglaublichen Entgleisung" und forderte den Rücktritt Heyes als Vorsitzender des Vereins "Gesicht zeigen!".

Heye selbst sagte: "Mir ging es überhaupt nicht darum, Brandenburgs Bemühungen gegen Rechts nicht zur Kenntnis zu nehmen." Es gebe aber absolut unsichere Orte für Ausländer in Deutschland. "Ich sehe No-Go-Areas (Geh' da nicht hin-Gebiete) vornehmlich im Osten Deutschlands." Sich gegen solche Zustände zu wehren, sei Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft. "Diese Mehrheitsgesellschaft besteht aber unter anderem aus Politikern, die nichts lieber tun, als jeden Vorfall zu bagatellisieren, klein zu reden und zurückzuweisen, dass es sich überhaupt um einen Vorgang mit rassistischem Hintergrund handelt."

"Würde mich nachts nicht in die S-Bahn setzen"

Der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), stimmte Heye zu. "Ich habe eine etwas dunklere Hautfarbe und würde mich nachts nicht in die S-Bahn nach Berlin-Treptow setzen", sagte er der "Mitteldeutschen Zeitung". In Brandenburg kämen vier rechtsextreme Gewaltdelikte auf 100.000 Einwohner; in Rheinland-Pfalz seien es bloß 0,5.

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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Grünen-Bundesvorstandsmitglied Omid Nouripour sagte, Heye habe leider recht, wenn er vor rassistischer Gewalt in Brandenburg warne. Aber auch anderswo in Deutschland gebe es Orte, "in denen es für Menschen mit dunkler Hautfarbe als 'fahrlässig' gilt, nachts Straßenfeste zu besuchen".

DPA · Reuters
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