Ärger wegen Sanifair Teure Autobahn-Klos: Linke will Raststätten verstaatlichen

Eingang zur Sanifair-Toilette auf dem Rasthof Fürholzen
Eingang zur Sanifair-Toilette auf dem Rasthof Fürholzen: "Schluss mit dem Sanifair-Bonsystem, das Menschen zum Konsum zwingt", fordert die Linke
© Smith / Imago Images
Wer muss, muss zahlen – an den Bezahl-Toiletten von Sanifair führt für Urlaubsreisende oder Pendler auf den Autobahnen meist kein Weg vorbei. Die Linke beklagt "Abzocke".

Viele Urlaubsreisende dürften die Erfahrung dieser Tage wieder machen: Wem auf der Autobahn die Blase drückt, kommt fast nicht an den Drehkreuzen von Sanifair vorbei. Die Toiletten der Tochterfirma des Autobahn-Raststätten-Betreibers Tank & Rast folgen einem einfachen Konzept: Geld gegen Klogang – und mit dem Sanifair-Bon lässt sich der Wert anschließend bei einem Kauf in der Raststätte anrechnen. 

Ein Euro kostet das drängende Geschäft damit vielerorts. Diesen bekommt im Anschluss wieder, wer einen Einkauf in der Raststätte tätigt. An einigen deutschen Bahnhöfen wurden die Preise Ende des vergangenen Jahres von Sanifair auf 1,50 Euro angehoben.

Linke fordert Ende von Sanifair-Bon

Für die Linke ist das nicht tragbar. Sie fordert nicht nur das Ende des "Sanifair"-Bon-Systems, das Menschen zum Konsum zwinge. SIe will auch die Autobahnraststätten verstaatlichen. So geht es aus einem Papier des Bundesvorstands der Partei hervor, das dem stern vorliegt. "Niemand soll auf Reisen überhöhte Preise zahlen oder auf saubere Toiletten verzichten müssen", heißt es darin. "Wer mit kleinem Geldbeutel reist, darf nicht benachteiligt werden."

Konkret fordert die Linke deshalb einen kostenlosen Zugang zu den Toiletten, maximal sei ein "symbolischer Klo-Groschen" drin – "ganz ohne Zwangskauf und Abzocke". Dazu sollen die Autobahnraststätten zurück in die öffentliche Hand: "Die Privatisierung der Raststätten im Jahr 1998 hat sich als Griff ins Klo erwiesen." 

Die Einzigen, die davon profitierten, seien windige Finanzinvestoren, die "extreme Gewinne" aus diesem Raststätten-System zögen: "Die Privatisierung des Raststättenbetreibers Tank & Rast soll Schritt für Schritt rückgängig gemacht oder das Unternehmen unter öffentliche Kontrolle gestellt werden."

Die Rücküberführung in die öffentliche Hand will die Linke mit dem Sondervermögen Infrastruktur der Bundesregierung finanzieren. Außerdem fordert die Linke bessere Arbeitsbedingungen für die Reinigungskräfte und mehr Transparenz und Kontrolle dessen, was an den Toiletten verdient wird.

Verfasst hat das Papier der Bundesgeschäftsführer der Linken, Janis Ehling. Er sagte dem stern: "Reisen darf kein Luxus sein – und ein Klogang schon gar nicht." Man setze sich ein für eine faire, soziale und saubere Infrastruktur für alle, die unterwegs sind. Besonders jetzt in den Sommerferien zeige sich: "Es ist Zeit, das Sanifair-System zu beenden und Verantwortung zurück in die öffentliche Hand zu holen." 

Hinweis: In einer früheren Version dieses Artikels stand, dass der Sanifair-Bon einen Wert von 50 Cent habe. Allerdings beträgt dieser bereits seit Ende 2022 einen Euro. Wir haben die entsprechende Stelle berichtigt und bitten, den Fehler zu entschuldigen.