Mannheim Zündel-Anwältin sprengt Prozess

Der Prozess gegen den Holocaust-Leugner Ernst Zündel ist erneut mit einem Eklat geendet. Weil seine Verteidigerin dem Richter ständig ins Wort gefallen ist, musste die Verhandlung verschoben werden.

Als sich die helle Stimme der Verteidigerin Sylvia Stolz schon wieder in seine Ausführungen mischt, platzt dem Vorsitzenden Richter der Kragen. "Schweigen Sie bitte!", herrscht Ulrich Meinerzhagen die Anwältin des Holocaust-Leugners Ernst Zündel an. Gerade erst hat er angefangen, ihr "unerhörtes und beispielloses Verhalten" vor dem Landgericht Mannheim zu rügen, hat ihr vorgeworfen, sie wolle die Verhandlung "sabotieren", da fällt ihm die Juristin erneut ins Wort. Weil sie in ihrem Redefluss nicht zu stoppen ist, vertagt der Richter den Prozess am dritten Verhandlungstag auf den 9. März.

Es ist bereits der zweite Anlauf, dem Rechtsextremisten Zündel den Prozess wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu machen. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis. Aus seinem kanadischen Exil soll der 66-Jährige laut Anklage "in pseudowissenschaftlicher Weise" den millionenfachen Mord an den Juden während der NS-Zeit systematisch abgestritten haben - auf seiner Homepage im Internet und in Rundbriefen. Die Anklage hält ihn für einen der aktivsten Holocaust-Leugner. Ein erster Prozess war vor drei Monaten geplatzt, weil der Richter Zündels Anwältin das Mandat entzogen hatte.

Nun hat Meinerzhagen der Anwältin erneut mit dem Ausschluss von dem Verfahren gedroht. Vor allem aber die Sympathisanten des Angeklagten auf den Zuschauerbänken sorgen bisher für Aufruhr. Zündel selbst schweigt. Tag für Tag kommt der mit Jeans und schwarzem Sakko bekleidete Angeklagte mit zwei weißen Plastiktüten in den Gerichtssaal, einen dicken Packen Papier auf dem Arm. Von seinen Anhängern im Zuschauerraum - dort sitzt auch der frühere NPD-Anwalt Horst Mahler - wird er eifrig beklatscht.

Vor elf Monaten war der im Schwarzwald geborene Zündel als unerwünschte Person aus Kanada ausgewiesen worden. Dorthin war er dem Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg zufolge 1958 ausgewandert. Als sein Antrag auf Erwerb der kanadischen Staatsangehörigkeit abgelehnt wurde, siedelte er 2001 zu seiner Ehefrau - einer amerikanischen Rechtsextremistin - in die USA über. Dort wurde Zündel zwei Jahre später wegen Verstoßes gegen die US-amerikanischen Einwanderungsbestimmungen verhaftet und nach Kanada abgeschoben.

Als ein kanadisches Gericht seine Internet-Seite für verfassungswidrig erklärte, wurde er nach Deutschland ausgewiesen. Der Holocaust-Leugner war bereits seit zehn Jahren im Visier der Mannheimer Ermittler. Auch gegen Zündels amerikanische Ehefrau ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Volksverhetzung.

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Julia Ranniko/DPA