Nach seiner wegen eines KZ-Vergleichs umstrittenen Fastenpredigt beim traditionellen Starkbieranstich am Münchner Nockherberg gibt der Schauspieler Michael Lerchenberg die Rolle des Bruder Barnabas auf. Er teilte am Freitag über seine Agentur mit, dass er seinen Rücktritt erklärt habe. Zudem habe er seinen Co-Autor Christian Springer gebeten, diese Entscheidung mitzutragen.
"Auch wenn ich aus der Bevölkerung für die Fastenpredigt 2010 unzählige zustimmende Reaktionen erhalten habe..., so ist doch der politische und öffentliche Druck auf uns und die Paulaner Brauerei so groß geworden, dass mir eine Rückkehr in die Nockherberg Kanzel unmöglich erscheint", erklärte Lerchenberg.
Der Schauspieler verteidigte den Stil seiner Fastenpredigten. Sie seien zum Teil ernst und manchmal provokant aber niemals parteiisch gewesen. Sein Bruder Barnabas habe niemanden geschont. "Wenn diese Form der anspruchsvollen, satirischen, politischen Predigt auf Dauer dem Nockherberg nicht zuzumuten ist, dann ist es besser, man zieht seine Konsequenzen und macht den Weg frei für einen unbelasteten Neubeginn."
Lerchenbergs Rede hatte beim Zentralrat der Juden und Außenminister Guido Westerwelle am Donnerstag für Empörung gesorgt. Westerwelle schrieb dem Veranstalter, der Münchener Paulaner-Brauerei, er wolle nicht mehr zu der Satire-Veranstaltung eingeladen werden. Die Präsidentin des Zentralrats, Charlotte Knobloch, erklärte am Donnerstag in München, in der Rede sei eine Grenze überschritten worden, "die nicht hinnehmbar ist".
Lerchenberg hatte in seiner Rede indirekt auf die Parole "Arbeit macht frei" angespielt, die über dem Haupttor des früheren Vernichtungslagers Auschwitz steht. Scherze, die das Leid der Opfer in den Konzentrationslagern verharmlosten oder gar der Lächerlichkeit preisgäben, seien "eine Schande für die ansonsten gelungene Veranstaltung", kritisierte Knobloch.
In seiner Rolle als Bruder Barnabas hatte Lerchenberg am Mittwochabend über den FDP-Vorsitzenden Westerwelle und dessen Äußerungen zu Hartz IV gesprochen. Laut Redetext sagte er, Westerwelle drehe jetzt völlig durch und schwinge seine sozialpolitische Abrissbirne. "Alle Hartz IV-Empfänger sammelt er in den leeren verblühten Landschaften zwischen Usedom und dem Riesengebirge, drumrum ein großer Zaun. Zweimal am Tag gibt's a Wassersuppn und einen Kanten Brot (...) und überm schmiedeeisernen Ausgang, bewacht von jungliberalen Ichlingen im Gelbhemd, steht: 'Leistung muss sich wieder lohnen.'"