Die Stiftung "Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" hat den wesentlichen Teil ihrer Arbeit abgeschlossen. In den vergangenen sieben Jahren wurden 1,66 Millionen ehemalige NS-Zwangsarbeiter entschädigt. Der Chefunterhändler der Bundesregierung, Otto Graf Lambsdorff (FDP), zeigte sich zufrieden. Die Auszahlung sei - anders als bei früheren Entschädigungen - völlig reibungslos verlaufen sei, sagt er der "Welt". "Es ist kein Geld verschwunden, und die Entschädigungen sind offenkundig dort angelangt, wo sie hin sollten, nämlich bei den Opfern", so Lambsdorff. Unter den Empfängern hätten Gefühle von Dankbarkeit und Zustimmung überwogen. Einige wenige hätten sich geweigert, Geld aus Deutschland anzunehmen, oder die Zahlung als zu gering kritisiert. "Dafür muss man Verständnis haben", sagte Lambsdorff.
Nach der Auszahlung von 4,37 Milliarden Euro gebe es "keine Rechtsansprüche mehr gegen Deutschland oder deutsche Unternehmen", so Lambsdorff. Der ehemalige Wirtschaftsminister will sich nun aus der Stiftungsarbeit zurückziehen.
In Berlin haben Bundespräsident Horst Köhler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den Abschluss der Stiftungsarbeit gewürdigt. Köhler sagte im Schloss Bellevue, die Zwangsarbeiter seien lange Zeit "die vergessenen, ja auch die verdrängten Opfer" des Nationalsozialismus gewesen. "Indem ihre Ansprüche auf Entschädigung abgelehnt wurden, wurde faktisch auch ihr Leid nicht als Leid anerkannt."
Köhler wie Merkel wiesen darauf hin, dass die Zwangsarbeiter auf nahezu allen Gebieten, in der Industrie wie in der Landwirtschaft, aber auch in Krankenhäusern und sozialen Einrichtungen eingesetzt worden seien. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges seien rund 64 Milliarden Euro an Entschädigungszahlungen unterschiedlicher Art gezahlt worden, sagte die Kanzlerin. Die NS-Zwangsarbeiter aber seien bisher ausgenommen gewesen.