Man stelle sich folgende Situation vor: Die Grenzen sind seit Jahresbeginn dicht, Deutschland lässt keine Einwanderung mehr zu. Ohne Ausnahme und für die nächsten 45 Jahre.
Österreichische Ökonomen spielten exakt dieses Gedankenexperiment in der Theorie durch. Sie wollten wissen, wie sich die fehlende Zuwanderung auf Bevölkerung, Wirtschaft und Staatsfinanzen eines Landes auswirkt. Urheber der Studie sind zwei Wiener Denkfabriken: "EcoAustria - Institut für Wirtschaftsforschung", das von der österreichischen Industriellenvereinigung mitgetragen wird, sowie das "Institut für Höhere Studien".
Schrumpfende Bevölkerung, sinkende Renten
Für ihre Untersuchung prognostizierten die Forscher zunächst die Veränderungen unter Berücksichtigung der von Eurostat angenommenen Einwanderungsbewegungen nach Deutschland bis 2060. Dann spielten sie Szenarien durch, in denen die Zuwanderer fehlen.
Das Ergebnis: Deutschland schrumpft in jedem Fall, ohne Einwanderer jedoch deutlich schneller: Die Zahl der arbeitsfähigen Bevölkerung (älter als 15 Jahre) würde ohne Immigranten um etwa 18 Millionen zurückgehen, mit Einwanderern um etwa 11 Millionen.
Die Konsequenz: In den Renten- und Steuerkassen fehlt Geld.
Den Effekt erklären die Forscher so: Deutschlands Gesellschaft altere schnell und müsse bei einem Einwanderungsstopp den Wegfall der im Schnitt jüngeren Zuzügler eben kompensieren. Um diese Lücke zu füllen, stellen sie drei Möglichkeiten in den Raum: Die Menschen arbeiten rund 2,5 Jahre länger, zahlen 7,3 Prozent mehr Lohnsteuer oder geben sich mit 5,6 Prozent weniger Rente zufrieden:
Wie verlässlich diese Einschätzungen sind, kann nicht mit Gewissheit gesagt werden, es ist und bleibt eben ein Gedankenexperiment. Die zugrundeliegende Eurostat-Prognose ist bereits von 2011 und berücksichtigt somit die Flüchtlingsströme aus dem vergangenen Jahr noch nicht. Die komplette Studie kann in englischer Sprache hier heruntergeladen werden.