Pressestimmen "Steinbrück spielt die Spaßbremse"

Finanzminister Peer Steinbrück macht sich mit seinem Vorschlag "Rente statt Urlaub" zunehmend unbeliebt. Die Presse nimmt kein Blatt vor den Mund - stern.de hat einen Überblick zusammengestellt.

"Berliner Kurier"

"Zwei Dinge darf man den Deutschen nicht antun. Nimmt man ihnen das Auto, streicht den Urlaub, reagieren sie empfindlich. Minister Steinbrück muss das in der Gluthitze des Sommers vergessen haben. Er brütete eine (Schnaps-)Idee aus, die auf die Menschen wie eine kalte Dusche wirken muss. Sie sollen mehr fürs Alter sparen, dafür auf Urlaubsreisen verzichten. Ein dreister Vorschlag bei fast 20 Prozent Rentenbeitrag und der gerade durchgepeitschten größten Steuererhöhungs-Arie aller Zeiten. Steinbrück nimmt in Kauf, für die Hiobsbotschaft verhauen zu werden. Verdient hätte er es."

"Bild"-Zeitung (Hamburg)

"Schon wieder einer, der uns ermahnt: Wir sollen sparen, sparen, sparen! Diesmal kommt der Vorschlag vom SPD-Finanzminister: Die Deutschen sollen öfter mal auf eine Urlaubsreise verzichten, damit sie später genug Geld fürs Alter haben. Macht auf den ersten Blick Sinn... Vielleicht sollten die Politiker selbst erst mal lernen zu sparen - statt immer nur bei uns abzukassieren! Immer höhere Steuern und Beiträge reingepumpt in mutlose Reformen - da wird das meiste Geld vernichtet! Und übrigens Herr Minister, wenn wir schon sparen müssen, dann entscheiden wir auch künftig ganz allein, wo und wie! Immer weniger Deutsche haben überhaupt noch das Geld, um in Urlaub zu fahren. Grund: ihre massiven Steuererhöhungen! Deswegen Herr Minister, hören Sie auf mit Ihren unerbetenen Spar-Vorschlägen."

"Oldenburgische Volkszeitung" (Vechta)

"Man könne ja auf die Urlaubsreise verzichten, wenn das Geld knapper wird. Das sollte ein illustrierendes Beispiel sein, ist aber viel mehr: nämlich eine Unverschämtheit. Es reichte anscheinend nicht, dass Steinbrück mit seinen Aussagen im Kern die Unfähigkeit der Regierung eingestand, für ein ordentliches Wachstum zu sorgen. Ein Wachstum, das mehr Jobs schafft und letztlich auch mehr Steuergelder fließen lässt, um die staatlichen Sozialleistungen für die Zukunft zu sichern. Nein, er konnte nicht umhin, auch noch vorzuschreiben, wo der Bürger demnächst kürzer treten solle. Das ist nicht volksnah, sondern einfach nur oberlehrerhaft."

"Neue Ruhr/Neue Rhein-Zeitung" (Essen)

"Viele Predigten, mit denen uns führende Politiker die Liebe zum Verzicht nahebringen wollen, sind anmaßend: Wir müssen auf Annehmlichkeiten verzichten. Wir müssen den Staat verschlanken. Wir müssen mehr arbeiten, Feiertage streichen, die Gesundheitskosten senken, Arbeitslosen weniger Geld geben. Wir müssen insgesamt billiger werden. Man kann die Litanei wirklich nicht mehr hören! Steinbrücks Reise-Tipp geht dazu an der Realität vorbei. Viele Haushalte haben den Gürtel bereits so eng schnallen müssen, dass an Urlaub nicht mehr zu denken ist. Was sagen dazu eigentlich Politiker und Minister, die bereits nach wenigen Jahren üppige Versorgungsansprüche erwerben und einem materiell unbeschwerten Ruhestand entgegensehen? Wahrscheinlich nichts. Sie gehen auf Reisen."

Collage mit Porträts von Merz, Klingbeil, Söder und Reiche

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"Rhein-Neckar-Zeitung" (Heidelberg)

"Es gibt zwei Dinge, die darf man den Deutschen nicht wegnehmen: ihr Auto und ihren Urlaub. Der Spesen-, Diäten- und Pensionsverwöhnte Bundesfinanzminister Peer Steinbrück hat gleichwohl gegen dieses Gebot verstoßen. Mehrfach: Erst kürzte er die Pendlerpauschale, jetzt will er auch noch an den Urlaub ran. Vermutlich mit dem Hintergedanken, dass sein Sparen mit öffentlichen Geldern private Nachahmer finden soll. Der Durchschnittsmensch ist aber viel schlichter gestrickt: Er möchte konkrete Vorbilder sehen - und keine Minister, die fortlaufend Wasser predigen, sich selbst aber die edelsten Tropfen gönnen."

"Abendzeitung" (München)

"Unser Finanzminister Steinbrück ist ein seriöser Herr, dem man gerne abnimmt, dass ihm das Sanieren des maroden Haushalts ein Herzensanliegen ist. Zu Recht spielt er die unbeliebte Rolle der Spaßbremse und weist eindringlich darauf hin, wie wichtig die Vorsorge für Alter und Krankheit ist. Dass aber ein Mann, der sich als Minister und Ex-Regierungschef in NRW keinerlei Sorgen um die eigene Pension machen muss, seinen Mitbürgern jetzt den wohlfeilen Rat gibt, künftig weniger Urlaub zu machen, geht zu weit. Politik kann gerne Anreize schaffen, um Vorsorgemodelle attraktiver zu machen. Was aber der Einzelne mit seinem üppig versteuerten Einkommen anfängt, das geht Herrn Steinbrück gar nichts an."

"Münchner Merkur"

"Finanzminister Steinbrück hat eine glänzende Gelegenheit verpasst, die Klappe zu halten: Sein Rat an die Bundesbürger, fürs Alter zu sparen und dafür auf die Urlaubsreise zu verzichten, ist ebenso ärgerlich wie überflüssig. Millionen Deutsche wissen aus eigener leidvoller Erfahrung längst, was es bedeutet, jeden Cent dreimal umzudrehen - was sie vermutlich unterscheidet von den meisten Berufs- Politikern, die sich weder um ihr Einkommen noch um die Rente große Sorgen machen müssen. Teure Urlaubsreisen sind für viele Normalverdiener, zumal mit Familie, nicht mehr drin. Dafür sorgt schon die Politik selbst, die sich zu lange um fällige Reformen herumgedrückt hat und den Bürgern jetzt ungeniert in die Tasche greift - hier ein bisschen weniger Rente, da ein paar Prozentpunkte mehr Mehrwertsteuer, dort höhere Sozialbeiträge."