"Es fing alles ganz harmlos mit Monopoly an...", sangen "Die Ärzte". Glücksspiel ist schon so manchem Zocker zum Verhängnis geworden. Ein Beispiel: Klaus Schmidt, der mit der Erfindung des "Sodastream" in den 90er Jahren zum Multimillionär wurde und dann sein ganzes Vermögen in Casinos verzockte. Nun ist er Hartz-IV-Empfänger und sammelt Pfandflaschen. Der Fall Schmidt macht deutlich: Wer süchtig wird, verliert. Mitunter alles.
Alle zwei Jahre führen die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und der Deutsche Lotto- und Totoblock (DLTB) eine Erhebung zum Thema durch - die jüngste Studie mit dem Titel "Glücksspielverhalten und Glücksspielsucht in Deutschland 2015" stellten sie an diesem Dienstag in Berlin vor. Demnach halten sich die Deutschen beim Glücksspiel immer stärker zurück. Hatten im Jahr 2013 noch 40,2 Prozent der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten an einem Glücksspiel teilgenommen, waren es 2015 nur noch 37,3 Prozent.
0,79 Prozent der Befragten spielsüchtig
Untersucht wurde auch, ob ein problematisches oder krankhaftes Glücksspielverhalten vorliegt. "Die Teilnehmer wurden beispielsweise gefragt ob sie schon einmal mehr Geld eingesetzt haben, als sie wollten, sich für das Glücksspiel Geld geliehen haben oder von ihrem Umfeld auf das Spielverhalten kritisch angesprochen wurden", erklärte Peter Lang, Abteilungsleiter in der BZgA. 0,79 Prozent der Befragten zeigten ein pathologisches Muster. Lang: "Die größten Risikofaktoren sind weiterhin Männer unter 25 Jahren mit einem niedrigen Bildungsgrad und Migrationshintergrund."
Auch die Erziehung beeinflusse den Umgang mit Glücksspiel, sagte Barbara Becker, Geschäftsführerin der Verwaltungsgesellschaft Lotto und Toto in Mecklenburg-Vorpommern mbH und Vorsitzende der AG Suchtprävention im DLTB. "Die Kinder gehen mit ihren Eltern in die Lotterie und verstehen nicht, dass Lotto kein Kinderspiel ist.". Es sei Aufgabe der Erziehungsberechtigten, Kindern Grenzen und Gefahren des Glücksspiels zu erklären.
"Kunde müssen wachsam sein"
Laut der Studie hat die Teilnahme an illegalen Sportwetten zugenommen. Der vom Internet getriebene Markt sei unübersichtlich, es gebe viele illegale Anbieter, sagte Lang. Zwar gebe es klare Vorgaben für legale Glücksspiele, unter anderem benötigt der Anbieter eine Lizenz, jedoch seien diese für den Kunden oft nicht erkennbar. "Als Kunde muss man einfach wachsam sein. Beispielsweise kann man in der amerikanischen Lotterie 'Powerball' nicht von Deutschland aus spielen. Wenn ein Kunde glaubt, dass ein Anbieter ihm unter dem Namen eine Million auszahlen möchte, muss er stutzig werden. Alles andere wäre naiv", sagte Torsten Meinberg, Geschäftsführer von Lotto Hamburg.
Erstaunlich: Schwarze oder weiße Listen über unseriöse und seriöse Glücksspielanbieter gebe es nicht, bestätigte Barbara Becker. Außerdem waren sich die Experten einig, dass es kaum möglich sei, das illegale Glücksspiel im Netz zu verbieten. Was stattdessen zu tun ist? Ein Antwort darauf blieben die Veranstalter schuldig. Am Ende bleibt jeder selbst dafür verantwortlich, ob er sich in die Pleite zockt oder nicht.