Man könne dem Management jetzt nur empfehlen, "zur Besinnung zu kommen und ein vernünftiges Angebot vorzulegen", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis. Für Montag kündigte die Gewerkschaft neue Warnstreiks an. Der Konzern hofft, den unbefristeten Streik noch abwenden zu können: "Wir wollen die Zeit bis zum 2. Mai nutzen, um zu einer Verhandlungslösung zu kommen", betonte Post-Sprecher Uwe Bensien. Ein neues Angebot stellte er aber nicht in Aussicht. "Wir sind der Meinung, dass wir ein gutes Angebot vorgelegt haben und erwarten, dass Verdi sich bewegt."
Urabstimmung bis Ende April
In der Nacht zum Samstag hatte Verdi die Verhandlungen mit der Konzernführung ergebnislos abgebrochen. Das letzte Angebot für die 130.000 Tarif-Beschäftigten wies die Gewerkschaft als "pure Provokation" zurück. Streit gab es über die von der Post verlangte Arbeitszeitverlängerung und die zusätzlichen Lohn-Prozente. In dem seit Wochen schwelenden Tarifkonflikt will die Gewerkschaft sieben Prozent mehr Lohn und Gehalt sowie die Verlängerung des Kündigungsschutzes bis Mitte 2011 durchsetzen.
Die Gewerkschaftsmitglieder sollen nun in einer Urabstimmung über den unbefristeten Streik entscheiden, das Ergebnis soll am 30. April vorliegen. Verdi betonte, ein Streik könne aber auch vorher organisiert werden. Man wolle die Post treffen und die eigene Strategie deshalb nicht bekanntgeben. Zu möglichen Folgen eines unbefristeten Streiks sagte Verdi-Sprecher Günter Isemeyer, es sei nicht die Sache der Gewerkschaft, einen Post-Notbetrieb aufrecht zu erhalten. "Bei einem Vollstreik kann es natürlich sein, dass eine Woche lang überhaupt nichts läuft", sagte er.
Am Montag Warnstreiks im Raum München
Nach dem Scheitern der Tarifverhandlungen hat die Gewerkschaft Verdi zu neuen Warnstreiks bei der Post aufgerufen. In Bayern sollten die Aktionen am Sonntagabend um 23.00 Uhr am Briefzentrum Freising fortgesetzt werden. Tausende Kunden im Großraum um den Münchner Flughafen bekämen am Montag keine Post. Heftigen Streit gab es am Wochenende über Details des von der Post vorgelegten Angebots: Zwar scheine es, als ob die Arbeitszeit nur um eine halbe Stunde auf 39 Stunden erhöht werde. Tatsächlich sehe die Post jedoch eine Erhöhung um zweieinhalb Stunden vor, weil entsprechende Pausen wegfallen sollten, erklärte Verdi.
Rund 12.500 volle Arbeitsplätze wolle die Post abbauen und so 502 Millionen Euro sparen. Das Unternehmen sprach hingegen von einem "sehr fairen und sehr attraktiven Angebot", das überdies "verhandelbar" sei. Die Offerte sehe eine Lohnerhöhung von 5,5 Prozent, eine Verlängerung der Arbeitszeit um eine halbe Stunde pro Woche und eine Verlängerung des Kündigungsschutzes bis zum 30. Juni 2011 vor. Wer das Angebot ausschlage, vertrete "nicht wirklich die Interessen unserer Mitarbeiter", sagte Personalvorstand Walter Scheurle. Man sei aber weiter uneingeschränkt gesprächsbereit.