Bei der Parlamentswahl in der Türkei musste Präsident Recep Tayyip Erdogan Verluste einfahren - die absolute Mehrheit hat seine Regierungspartei AKP verpasst. Insgesamt erzielte sie nur 41 Prozent der Stimmen.
Der Großteil der Türken in Deutschland hat der islamisch-konservativen Partei allerdings die Treue gehalten.
53,6 Prozent
der wahlberechtigen Türken in der Bundesrepublik stimmten für die AKP. Wie die Türken in Deutschland in verschiedenen Städten abgestimmt haben, ist einem Bericht der "Daily Sabah" zu entnehmen.
Die AKP-Hochburgen in Deutschland:
- Münster mit 65,72 Prozent
- Essen mit 61,93 Prozent
- Düsseldorf 59,49 Prozent
Der Erfolg der AKP in Deutschland passt zur Einschätzung von Experten, wonach die in Deutschland lebenden türkischen Wähler eher konservativ geprägt sind. "Sie gehören meistens der ersten Generation von Türken an, die nach Deutschland gekommen sind", sagt Gülay Kizilocak vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung. Sie seien mit den Diskussionen und Debatten nicht direkt konfrontiert. "Deshalb bleiben sie der AKP treu. Die Entfernung spielt dabei eine große Rolle." Außerdem seien die AKP-Anhänger in Deutschland sehr gut organisiert.
Mit Autocorsos und spontanen Feiern in den Innenstädten haben Kurden in Deutschland den Wahlerfolg der pro-kurdischen Partei HDP gefeiert. Bei der Parlamentswahl in der Türkei schaffte die Partei den Einzug ins Parlament und knackte erstmals die Zehn-Prozent-Hürde. Auch die HDP erreichte nach Auszählung fast aller Stimmen unter den Wählern in Deutschland ein deutlich besseres Ergebnis als in der Türkei selbst. Sie kam der Wahlkommission zufolge auf 17,5 Prozent , gegenüber 13,1 Prozent insgesamt in der Türkei.

Das Wichtigste aus der Bundespolitik auf einen Blick
Abonnieren Sie unseren kostenlosen Hauptstadt-Newsletter – und lesen Sie die wichtigsten Infos der Woche, von unseren Berliner Politik-Expertinnen und -Experten für Sie ausgewählt!
Die HDP-Hochburgen in Deutschland:
- Hannover mit 25,32 Prozent
- Mainz mit 21,92 Prozent
- Frankfurt am Main mit 21,87 Prozent
Die HDP habe davon profitiert, dass AKP-Gegner unbedingt eine Veränderung im Parlament herbeiführen wollten, sagte Kizilocak."Genau wie in der Türkei hat es die Wähler auch in Deutschland mobilisiert, dass die HDP an der Zehn-Prozent-Hürde hätte scheitern können."
1,4 Millionen Türken waren in Deutschland wahlberechtigt. Insgesamt waren rund 2,9 Millionen Türken im Ausland zur Wahl aufgerufen.