SPD-Chef Sigmar Gabriel hat von Bundespräsident Christian Wulff eine persönliche Erklärung zu dem umstrittenen Hauskredit gefordert. "Dass nicht er, sondern seine Anwälte kommunizieren, halte ich für unglücklich". sagte der Parteivorsitzende der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstagausgabe). Er gehe davon aus, dass der Bundespräsident alle offenen Fragen persönlich beantworte.
Zwar könne niemand Wulff Ratschläge geben, wie er mit den Vorwürfen umgehe, sagte Gabriel. "Ich fürchte allerdings, dass die Affäre dazu beiträgt, dass die Menschen immer weniger Vertrauen in Politik haben." Niemand könne sich wünschen, dass innerhalb von zwei Jahren der zweite Bundespräsident zurücktrete. "Damit würde das Vertrauen in die demokratischen Institutionen schwer beschädigt. Umso wichtiger ist jetzt Aufklärung", forderte der SPD-Chef.
Transparency International fordert "reinen Tisch"
Die Antikorruptions-Organisation Transparency International forderte Wulff unterdessen auf, noch vor seiner Weihnachtsansprache mit einer öffentlichen Erklärung reinen Tisch zu machen. Eine Weihnachtsansprache Wulffs zum Zusammenhalt in der Gesellschaft sei "peinlich hoch drei", solange die gegen ihn erhobenen Vorwürfe im Raum stünden, sagte die Vorsitzende der Organisation, Edda Müller, der "Neuen Osnabrücker Zeitung" am Donnerstag.
Eine Erklärung biete für Wulff die Chance, neues Vertrauen und Respekt bei den Bürgern zu gewinnen. Bisher verschanze er sich hinter Anwaltsbüros und juristischen Spitzfindigkeiten, kritisierte Müller.
"Niemand kann sich wünschen, dass innerhalb von zwei Jahren der zweite Bundespräsident zurücktritt", sagte Gabriel weiter. "Damit würde das Vertrauen in die demokratischen Institutionen schwer beschädigt. Umso wichtiger ist jetzt Aufklärung."
Privatkredit und Unternehmer-Kontakte
Der Druck auf den Bundespräsidenten war #link;http://www.stern.de/politik/deutschland/bundespraesident-in-bedraengnis-die-salami-taktik-des-christian-wulff-1765409.html;am Mittwoch gewachsen #: So ließ Wulff über seinen Anwalt bestätigen, dass der befreundete Unternehmer Egon Geerkens an den Gesprächen über das Darlehen seiner Frau an den damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten im Jahr 2008 beteiligt war. Gleichzeitig erhielt Wulff demonstrativ Unterstützung von Verteidigungsminister Thomas de Maiziere und den CSU-Politikerinnen Ilse Aigner und Gerda Hasselfeldt.
Wulff steht in der Kritik, weil er 2008 noch als niedersächsischer Ministerpräsident von der Frau Geerkens' einen 500.000-Euro-Kredit für den Kauf eines Privathauses aufnahm, diesen 2010 auf eine Anfrage im Landtag aber unerwähnt ließ. Auch die große Nähe Wulffs zu Unternehmergrößen ist umstritten. So verbrachte er als Regierungschef zwischen 2003 und 2010 sechs Urlaube bei Freunden in Spanien, Italien, Florida und auf Norderney - als deren Gast. Der mit ihm befreundete Geschäftsmann Carsten Maschmeyer hatte im niedersächsischen Landtagswahlkampf 2007/2008 eine Anzeigenkampagne für das Wulff-Buch "Besser die Wahrheit" finanziert. Von diesen Zahlungen wusste Wulff nach Angaben seines Anwalts, Maschmeyers und des Verlages jedoch nichts.