Die #link;1765799;Causa Wulff# ist längst unübersichtlich geworden: Da sind die ungeklärten Umstände eines Privatkredits des Bundespräsidenten, diverse, oft unbezahlte Urlaubsreisen zu befreundeten Unternehmern, vom AWD-Gründer Carsten Maschmeyer bezahlte Zeitungsanzeigen für Wulffs Buch "Besser die Wahrheit" und viele kleine Details mehr. Durchblick im Skandalwirrwarr möchte nun eine Website schaffen: Seit einigen Tagen schreiben Internetnutzer an der neuen Wiki-Seite WulffPlag. Obwohl dem Bundespräsidenten nicht vorgeworfen wird, abgeschrieben zu haben, macht der Titel der Wiki-Seite die Zielsetzung deutlich. Wie schon im Fall von Guttenbergs Plagiatsaffäre soll die Netzgemeinde mit vereinten Kräften für Aufklärung sorgen.
Im Fokus der Bemühungen der User steht die Rekonstruktion des minutenlangen Anrufs Christian Wulffs bei "Bild"-Chef Dieckmann, der auf der Mailbox des Journalisten festgehalten ist, bisher aber nicht veröffentlicht wurde. Anhand der Bruchstücke, die aus informierten Kreisen durchsickerten, arbeiten die am Projekt beteiligten Internetnutzer daran, den Anruf zu einem Ganzen zusammenzufügen. Wer Neues erwartet, wird enttäuscht: Da die User nur auf bereits veröffentlichte Fragmente zurückgreifen können, fördert das Puzzle nichts Unbekanntes zu Tage - zumindest bisher. Durch das WulffPlag lässt sich der einmal zusammengeschriebene, immer noch lückenhafte Anruf jetzt aber zumindest besser nachvollziehen.
100 Fragen, kaum Antworten
Neben dem Versuch, Wulffs Drohgebaren am Telefon nachzuzeichnen, will die Seite außerdem einen Überblick über die übrigen Vorwürfe gegen den Bundespräsidenten und dessen Umfeld geben. Auch bisher von Wulff unbeantwortete Fragen rund ums Thema sind nachzulesen. Darunter fällt der Katalog der Grünen mit rund 100 Fragen rund um die Causa Wulff an die niedersächsische Landesregierung. Markiert ist jeweils, was Wulff bereits öffentlich beantwortet hat und wo noch Stellungnahmen fehlen. Auch rechtliche Fragestellungen greift das WulffPlag auf. Die von Wulff in einem TV-Interview versprochenen, dann von seinen Anwälten aber doch zurückgehaltenen 400 Fragen von Journalisten und die dazugehörigen Antworten fehlen freilich auch hier.
Wie beim Guttenberg-Wiki, das mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet wurde, arbeiten Freiwillige daran, die Seite weiter mit Inhalt zu füttern und so zur Aufklärung des Sachverhalts beizutragen. Jeder Interessierte kann sich an dem Projekt beteiligen. Die Zielsetzung des Projektes ist klar: Eine "möglichst genaue und objektive Auflistung der Vorwürfe gegen Christian Wulff, einschließlich aller be- und entlastenden Umstände".