Angetippt Niedersachsen

Wir Niedersachsen sind daran zu erkennen, dass wir extremsportlich Pils und Korn aus einer Hand auf ex trinken und viel dafür geben, einmal im Leben Schützenkönig zu werden.

Wir Niedersachsen sind daran zu erkennen, dass wir extremsportlich Pils und Korn aus einer Hand auf ex trinken und viel dafür geben, einmal im Leben Schützenkönig zu werden. Die nächste Stufe ist Ministerpräsident, und dafür kann man ruhig alles geben, weil, nachher kriegt man aus Verehrung von allen Seiten alles geschenkt. Das bringt uns auf unser sturbäuerlichdickes Fell, was aber nicht stimmt. Sonst wäre unser Schalk Glogowski nie zurückgetreten, nur weil er seine Lieblingsoper "Aida" an Ort und Stelle in Ägypten hören wollte. Davor galt Hannover mit allem Drumrum draußen als langweilig, weil wir still vor uns hin drömeln, was wenigstens keine bösen Überraschungen bringt, außer vielleicht Heidekönigin Jenny Elvers. Jetzt sind wir plötzlich totalglobal bekannt, weil eine einzige Bankertochter sich mutig exponiert und die ganze Welt dafür eingespannt hat, dass wir einen aufregenden Messebahnhof kriegen und alles. Bauernschlau zahlen wir fast nix zu, weil, unser Gerd ist ja auch noch da, und bestimmt kommen jetzt erst recht die Besucher aus ganz Deutschland, um unsere schmucke Infrastruktur auszuprobieren, gehört ihnen ja. Klar machen so Ostfriesen wie Otto Waalkes wieder Witze wegen der Milliarden und wollen Hannover in Deficity umtaufen, aber zum Glück sind sie nur eine Minderheit. Die sollen mal schön die Klappe halten, weil sie strandräuberisch die Seesüchtigen abspecken, vom Nehmen ist noch keiner arm geworden. Wenigstens müssen nebenan die Bremor, wie sie sich nennen, wegen Kassenleere auf beiden Seiten nicht mehr fürchten, dass wir ihr Winzland schlucken. Ihr Bürgermeister Henning Scherf muss mit dem Rad zur Arbeit fahren, so furchtbar leiden die Not. Reicht so gerade noch für Kohl und Pinkel, was eine patriotische Grützwurst ist, die sie mit Fett erfüllt und mit Stolz, genau wie ihre grünen Jungs von Werdor. Wer sie für provinziell hält, hat Recht, aber keinen Anstand. Ländlich, wie wir sind, raten wir als Mitbringpaket zu Ziegenkäsevariationen von Catherine Andre in Neubachenbruch, die bei Sterne-Köchen hoch angesehen ist und auch bei uns Hadelnern, weil sie aus keinem schlimmen Ausland kommt, sondern nur aus Frankreich.Veröffentlicht in: "Deutschland - Die 16 Bundesländer - Neu entdeckt. Bertelsmann, München 2000"

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