Wirklich harte Kerle sind es nicht, die am Hafenrand zu den vierten "Hamburg Harley Days" zusammen gekommen sind: Ein ganzes Wochenende lang dürfen zahme Rocker und starke Frauen ihr Lieblingsspielzeug und sich selbst präsentieren. Rund um die Landungsbrücken ist die Hansestadt wieder einmal "Freie und Party Stadt Hamburg": Ganze Straßenzüge sind für rund 50.000 Harley-Davidson-Fahrer aus ganz Europa, ihre chromblitzenden Maschinen und hunderttausende Schaulustige reserviert. Dazu gibt es die übliche Fressmeile mit Wurst, Crepes und Bier sowie ohrenbetäubenden Hard- Rock und kurze Strip-Einlagen der Mädels vom St. Pauli "Dollhouse".
Schaulaufen ist aber auch für die stolzen Besitzer der Kult-Maschinen angesagt: Nicht mehr ganz junge Kerle in Muskelshirts und Lederhosen flanieren zwischen Hafentor und Hafenstraße auf und ab oder knattern mit ihren Harleys den Elbhang hoch. Auch die Frauen sind längst nicht mehr "nur" Begleitung, sondern sitzen selbst auf dem Bock. "Mehr als zehn Prozent der Harley-Fahrer in Deutschland sind inzwischen weiblich und es werden immer mehr", wie Event-Manager Uwe Begmann sagt.
Teures Hobby
Eine von ihnen ist Angie Jourdan, die schon mit 18 Jahren ihren Motorrad-Führerschein machte, aber erst seit Ende der 90er Jahre eine Harley-Davidson besitzt. "Junge Frauen sieht man auch heute selten auf der Maschine, dafür ist das Hobby zu teuer", sagt Jourdan. Die 45-jährige IT-Spezialistin ist Direktorin des "Metropolitan Chapters" einer von drei Zusammenschlüssen von Harley-Fans in Hamburg. "Frauen lassen sich von andern Frauen inspirieren und ermutigen, auch so eine schwere Maschine zu fahren", sagt Jourdan.
"Die Fahrer sind keine Rebellen, viele sind stockkonservativ, aber alle eint der Kult um ihr Harley-Baby", sagt die gebürtige Französin. Es sei einfach ein tolles Gefühl so ein schweres Motorrad zu fahren. Ihr eigenes ist im schwarz-weißen Kuh-Design, mit großen, schicken Nieten-Taschen und insgesamt 330 Kilo schwer. "Ich fühle mich richtig stark, wenn ich auf meiner Harley sitze", sagt Jourdan.
Eigene Parade zur Hochzeit
Mit ihrer Begeisterung hat sie nicht nur die Frauen ihrer Umgebung, sondern auch ihren Verlobten Carsten Kabel angesteckt, der nicht einmal einen Motorrad-Führerschein hatte, als sich die beiden vor sechs Jahren kennen lernten. Längst ist er nicht mehr Angies Sozius, sondern hat seine eigene Harley. Zur geplanten Hochzeit im kommenden Jahr "veranstalten wir unsere eigene große Parade", erklärt Jourdan. In die Kirche geht es natürlich auch per Motorrad, "dann allerdings nicht in schwarzem Leder, sondern ganz in Weiß", plant die Motorrad-Braut.