Für den Naturschutzbund Deutschland (Nabu) sind noch zu wenig Kreuzfahrtschiffe mit umweltgerechter Abgastechnik auf den Meeren unterwegs. Allerdings sei Bewegung in den Markt gekommen, räumte Daniel Rieger vom Nabu-Bundesverband am Donnerstag in Hamburg ein. Reedereien an der Spitze des Nabu-Rankings zeigten, dass technische Lösungen bereitstünden, um die Schadstoffbelastung der Schiffe für die Umwelt deutlich zu reduzieren.
"Jetzt trennt sich die Spreu vom Weizen", sagte Rieger. Es geht um den Einsatz alternativer Treibstoffe zum Schweröl, das beim Verbrennen giftige, gesundheitsschädliche Abgase freisetzt, und den Einbau von Abgasreinigungssystemen.
Aida und Costa Cruises machen es vor
Der internationale Verband der Kreuzfahrtindustrie CLIA verwies darauf, dass seine Reedereien "als Vorreiter erheblich in umweltfreundliche Technik" investierten - obgleich die Schiffe weniger als 0,5 Prozent der weltweiten Schiffsflotte ausmachten. Er begrüßte den Dialog mit den Naturschützern, mahnte aber beim Nabu-Ranking fairere Kriterien an.
Bei der Umwelttechnik vorn liegen aus Sicht des Nabu die Reedereien Aida (Rostock) und Costa Crociere (Genua/Italien) aus dem Carnival-Konzern (USA), die ihre nächste Generation - zunächst vier Schiffe - nur mit Flüssiggas (LNG) betreiben wollen. Mit LNG werden Stick- und Kohlendioxid in den Abgasen der Schiffe deutlich verringert und Feinstaubemission sowie Schwefel ganz vermieden. Vor zwei Jahren hatte Aida angekündigt, bis 2016 rund 100 Millionen Euro in Umwelttechnik zu stecken.
Die Mehrheit fährt auch in Zukunft mit Schweröl
Sollten diese Schiffe wie angekündigt im Markt operieren, hätten sie nach Auffassung des Nabu Vorbildcharakter für die Seeschifffahrt. Die weiteren der insgesamt 28 geplanten Schiffe von anderen Reedereien könnten weiterhin mit Schweröl fahren und hätten nur zum Teil Filter, Katalysatoren oder Anschlüsse für Landstrom an Bord.
Scharf kritisierten die Umweltschützer hingegen die fortdauernde Verweigerungshaltung wesentlicher Marktgrößen: "Die Schlusslichter des Nabu-Kreuzfahrtranking 2015 wie MSC Cruises, Royal Caribbean, Viking Ocean oder Norwegian Cruises sehen trotz massiver Umweltauswirkungen offenbar keinerlei Veranlassung, ihre Neubauten mit Systemen zur Abgasreinigung auszurüsten oder auf schwefelarmen Kraftstoff umzusteigen", heißt es in der Pressemitteilung des Nabu.
Rund 1,8 Millionen Passagiere aus Deutschland buchten 2014 nach Verbandsangaben eine Kreuzfahrt, fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Für diese Menschen und die an Land in den Häfen hätten die internationalen Reedereien eine Verantwortung, mahnten die Umweltschützer. Die Schiffsbranche müsse weg vom Schweröl, dass im Vergleich zum schwefelarmeren Schiffsdiesel aber rund 30 bis 50 Prozent billiger ist.
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