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Nach Kreuzfahrt-Unglück Venedig-Bürgermeister: Unesco muss die Lagunenstadt als gefährdet einstufen

"Costa Deliziosa" am Markusplatz
Das Kreuzfahrtschiff "Costa Deliziosa" fährt am Markusplatz vorbei, auf dem  zahlreiche Touristen unterwegs sind
© Luca Bruno/AP / DPA
Im Streit um Kreuzfahrtschiffe in Venedig will der Bürgermeister die Unesco auffordern, die Stadt auf die Rote Liste des gefährdeten Weltkulturerbes zu setzen.

Die Unesco warnt Venedig bereits seit einiger Zeit, dass große Kreuzfahrtschiffe das Welterbe gefährden. Umweltschützer sehen wegen der Schiffe vor allem das Ökosystem der Lagune in Gefahr. Das Unglück mit einem Kreuzfahrtschiff Anfang Juni im Giudecca-Kanal, an dem auch der Markusplatz liegt, befeuerte die Diskussion über die riesigen Schiffe in der Lagunenstadt.

Die Stadt und die Regierung in Rom diskutieren seit Jahren, ob und wie die Schiffe die Weltkulturerbe-Stadt umfahren sollen. Jetzt sagte Luigi Brugnaro, der Bürgermeister von Venedig, dem Radio 24: "Wir werden der Unesco schreiben und sagen: Herrschaften, setzt uns auf die Rote Liste."

Brugnaro wirft dem Transportminister der Fünf-Sterne-Bewegung, Danilo Toninelli, vor, einen Plan der Vorgängerregierung zu blockieren, der die Schiffe aus dem Kanal verbannen sollte. "Wir fühlen uns nicht länger objektiv von diesem Minister (...) repräsentiert", sagte Brugnaro und machte deutlich, dass der Transportminister aus seiner Sicht den Schutz Venedigs nicht garantieren könne.

Eintrittsgebühr für Touristen

Im Zuge der Diskussion über Overtourism, dem Touristenansturm im Übermaß, wurde bereits über Zugangsbeschränkungen zu Plätzen und über eine Quotierung der Besucherzahlen gesprochen

Binnen zehn Jahren sind die Besucherzahlen um rund 25 Prozent gestiegen. Besonders die Tagesbesucher und Kreuzfahrttouristen sind den Einheimischen ein Dorn im Auge: Sie lassen kaum Geld in der Stadt.

Tagestouristen werden inzwischen zur Kasse gebeten. Venedig-Besucher zahlen je nach Saison zwischen 2,50 Euro und maximal 10 Euro für die Besichtigung. Hotelgästen wird auf die Rechnung bereits eine Ortstaxe aufgeschlagen.

Der Hotelverband Federalberghi erklärte, es sei gerecht, wenn nicht nur Hotelgäste die "Rechnung zahlen". "Unsere Städte sind Museen: Und wie in Museen ist es richtig, eine Eintrittskarte zu kaufen", sagte Verbandspräsident Bernabò Bocca.

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tib mit DPA

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