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Osterferien Verkehrte Welt: Wir dürfen nicht an die Ostsee fahren, aber nach Malle fliegen

Zurück auf die Insel: Was Mallorca-Urlauber jetzt erwarten können
Sehen Sie im Video: Zurück auf die Insel – was Mallorca-Urlauber jetzt erwarten können.
Während bei uns die Sieben-Tage-Inzidenz nach oben schnellt, boomen die Flugbuchungen nach Palma: Die Balearen sind nicht mehr als Risikogebiet eingestuft. Diese Entscheidung ist ein Sieg der Tourismuslobby auf ganzer Linie – das Inzidenz-Hopping kann beginnen.

Die Airline-Manager und die Hoteliers auf Mallorca reiben sich die Hände, die Virologen in Deutschland schlagen dagegen die Hände über dem Kopf zusammen: Seit der Nachricht, dass die Einstufung der Balearen als Risikogebiet zurückgenommen wurde, schnellen die Buchungen für Reisen über die Osterferien nach Mallorca in die Höhe.

"Die Aufhebung der Reisewarnungen ist die logische Konsequenz auf die deutlich gesunkenen Inzidenzen, die beispielsweise auf Mallorca bereits seit Wochen unter 50 und derzeit bei 21 liegen", sagt Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). "Das ermöglicht an Ostern wieder Reisen in verschiedene Regionen Spaniens."

Diese Ankündigung ist als Triumph der Tourismus-Lobby über die warnenden Worte der Virologen angesichts steigender Inzidenzwerte in Deutschland und der raschen Ausbreitung der britischen Variante des Coronavirus zu bewerten. Nicht von ungefähr wurde die Nachricht am Freitag als Höhepunkt der "ITB Now" gefeiert, der touristischen Fachmesse, die vom 9. bis 12. März erstmals von Berlin aus virtuell organisiert stattfand und von vielen technischen Pannen geprägt war.

Am Freitag hatten auf der Messe Catalina Cladera, die Präsidentin der Balearen, die Präsidentin des dortigen Hotelverbandes und der Vorsitzende der Fundación Mallorca Turismo während einer Pressekonferenz ihren großen Auftritt. Noch am selben Tag strich die Bundesregierung Mallorca und die übrigen Baleareninseln von der Liste der Coronavirus-Risikogebiete. Das bedeutet konkret: keine Quarantäne und Testpflicht bei der Rückkehr aus Mallorca ab Sonntag.

Sprunghafter Buchungsanstieg

Sofort explodierten die Buchungszahlen in einer "bisher nicht gekannten Dynamik", so Eurowings. Der Lufthansa Billigflieger reagierte auf die sprunghaft gestiegene Nachfrage mit einer Aufstockung um "kurzfristig 300 Zusatzflüge für die Osterferien". Auch Ferienflieger Condor legte nach und fliegt ab Ende März unter anderem bis zu vier Mal täglich von Frankfurt und Düsseldorf sowie drei Mal täglich ab Hamburg, München und Leipzig nach Palma. Damit bietet Condor ab Ostern mehr Flugoptionen als im letzten Sommer zur Hochsaison nach Mallorca an.

Auf Mallorca wartet auf die Gäste neben strikten Abstandsregeln und Hygienebestimmungen weiterhin eine Ausgangssperre ab 22 Uhr und eine paradoxe Situation: Spanier dürfen über Ostern nicht auf die Balearen reisen und umgekehrt. Wegen dieser neuen Zweiklassengesellschaft dürften deutsche Urlauber nicht überall auf der Insel mit offenen Armen empfangen werden. Ebenso ist es den Briten verwehrt, nach Mallorca zu fliegen, denn für sie sind Auslandsreisen bis Mai verboten.

Bizarre Urlaubsregeln

Zwar ist das Bedürfnis nach Urlaub, Sonne und Reisen sowie einer Flucht aus dem Lockdown verständlich, aber kaum vermittelbar, dass touristische Übernachtungen in deutschen Feriengebieten weiterhin untersagt sind. So haben Landkreise an Nord- und Ostsee teilweise ähnlich niedrige Inzidenzwerte wie Mallorca, aber ein Kurzurlaub über die Osterferien ist an der Küste nicht möglich. Das hat seine Gründe.

Für Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts, steht Deutschland am Beginn einer dritten Welle. Deutschlands Intensivärzte fordern sogar als Notbremse eine sofortige Rückkehr in den Lockdown. Und der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hat die Bevölkerung dazu aufgerufen, an Ostern möglichst auf Reisen zu verzichten. "Reisen sollten an Ostern möglichst nicht unternommen werden, erst recht keine Flugreisen", sagte Lauterbach am Montag.

Zwar ist die Reisewarnung für Mallorca aufgehoben, was aber DRV-Präsident Fiebig am Freitag in der vollmundigen Verkündung unterschlagen hat, ist der Appell des Auswärtigen Amtes. "Von nicht notwendigen, touristischen Reisen in die Gemeinschaften Kastilien-La Mancha, Valencia, Extremadura, Murcia, Rioja sowie auf die Balearen wird weiterhin abgeraten", heißt auf den Webseiten mit den Reisen- und Sicherheitshinweisen für Spanien. Mit anderen Worten: Das schlechte Gewissen fliegt nach Mallorca mit.

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