Die "Ecotasa", die Touristensteuer auf den Balearen, war bei ihrer Einführung am 1. Juli 2016 hoch umstritten. Besonders bei den Hotelbetreibern auf den vier Inseln – Mallorca, Menorca, Ibiza und Formentera – stieß die Abgabe auf heftigen Widerstand: Angeblich würden Urlauber von der Bettensteuer abgeschreckt und ihre Reisepläne zu anderen Zielen rund ums Mittelmeer verlagern.
2018 wurde die Touristensteuer für den Aufenthalt in der Hauptsaison von Mai bis Oktober sogar verdoppelt. Konkret heißt das pro Person und Nacht: 1 Euro in der einfachen Hostal, 2 Euro in einem Landhotel und bis zu 4 Euro in einem Fünf-Sterne-Haus. Gäste von Ferienappartements sind je nach Qualität der Anlage ebenso wenig verschont wie Kreuzfahrtpassagiere, die mit 2 Euro rechnen müssen. Während der Wintermonate gelten allerdings stark ermäßigte Steuersätze.
"Am Anfang waren die Hoteliers dagegen", sagt Vicent Torres, stellvertretender Direktor der Agentur für Tourismusstrategie der Balearen bei einem Besuch in Hamburg. Doch nach drei Jahren habe sich die "impuesto del turismo sostenible" (ITS), die Steuer für nachhaltigen Tourismus, so die offizielle Bezeichnung, bewährt. "Die Auswirkungen durch die Touristensteuer sind durchweg positiv."
340 Millionen für sechs Projektfelder
Mehr als 340 Millionen Euro hat die Balearen-Regierung inzwischen eingenommen. Der Vorwurf, die zusätzlichen Einnahmen dienen nur der Stopfung des Haushaltslochs, lässt Vicent Torres nicht gelten. Von Anfang an sei die Steuer mit Ziel geplant worden, die negativen Auswirkungen des Tourismus abzufederm und "einen Teil der wirtschaftlichen Gewinne aus dieser Tätigkeit auf die gesamte Gesellschaft umzuverteilen."

Konkret bedeutet das eine Finanzierung von Projekten in den Bereichen Umwelt, nachhaltiger Tourismus, historisches Erbe, wissenschaftliche Forschung, Ausbildung und Beschäftigung, sozialverträglicher Mieten. So kommt die Steuer Einheimischen und Insel-Besuchern gleichermaßen zugute.
Zur Bandbreite der inzwischen 220 angeschobenen Projekte gehört vieles, das die Sünden der Vergangenheit korrigieren soll. Einen starken Nachholbedarf haben die Inseln im Bau von Kläranlagen, denn vielerorts fließt Abwasser noch ungeklärt ins Meer. Daher werden Gelder aus der Ecotasa in die Errichtung von Abwasserbehandlungsanlagen zum Beispiel in Port d' Andratx auf Mallorca und Portinatx auf Ibiza investiert.
Pendelbusse statt Individualverkehr
Aber auch im Bereich der Ausbildung von Fachpersonal wird einiges getan, wie der Bau und die Einrichtung einer Hotelfachschule auf Ibiza mit dem Schwerpunkt Gastronomie und Kulinarik für allein 4,5 Millionen Euro.
Im Hinblick auf mehr Nachhaltigkeit hat die Balearen-Regierung auch weitere Maßnahmen durchgesetzt. Dazu gehört eine Regulierung der Anzahl von Automobilen auf der kleinen Insel Formentera.
Für den Individualverkehr werden auf Mallorca bestimmte Naturräume in der Hauptsaison gesperrt. Besucher steigen zum Beispiel auf dem Weg zum Kap Formentor auf Shuttle-Busse um. Und ab 2025 wird es sogar ein Dieselverbot auf den Balearen geben.
Auf den Seiten der Fotostrecke oben zeigen wir einige Beispiele, wie die Einnahmen durch die Tourismussteuer auf den Balearen verwendet wird.
Quelle: www.nachhaltigeinseln.travel
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