Verreisen vom Sofa aus Columbus Filmpreis: Das sind die besten Reisefilme des Jahres

Der zweiteilige Film "Der Pfälzerwald rund ums Jahr" führt durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald und ist der Beweis, "dass es nicht zwingend notwendig ist, viele tausend Kilometer weit zu reisen, um einen bildstarken und facettenreichen Reisefilm zu machen.", so die VDRJ-Jury.
Der zweiteilige Film "Der Pfälzerwald rund ums Jahr" führt durch das Biosphärenreservat Pfälzerwald und ist der Beweis, "dass es nicht zwingend notwendig ist, viele tausend Kilometer weit zu reisen, um einen bildstarken und facettenreichen Reisefilm zu machen.", so die VDRJ-Jury.
© Gerald Haenel / Picture Alliance
Die Vereinigung Deutscher Reisejournalisten zeichnet jedes Jahr die besten Reportagen, Hörfunk- und Filmbeiträge aus. Wir stellen die Sieger der Film-Kategorien vor: Die prämierten Videos zeigen nicht nur Nah- und Fernziele zum Träumen.

Gerade in Zeiten, in denen nicht nur das Reisen extrem eingeschränkt ist, sondern aufgrund der ständig wechselnden Einreise- und Quarantänebestimmungen sogar das Planen des Sommerurlaubs unmöglich wird, spielt ein Medium eine größere Rolle: das Fernsehen. Mit Pandemie und Lockdown wird der Flachbildschirm zur Projektionsfläche für unerfüllte Reisewünsche.

Das haben längst auch die TV-Sender erkannt und ihre Programme um Sehnsuchtsziele aufgestockt, wobei viele auf Wiederholungen setzen. Die Jury der Vereinigung Deutscher Reisejournalisten (VDRJ) für die besten Reisefilme interessieren dagegen nur die neuen Produktionen. Die Befürchtung, dass durch Corona weniger Filme eingereicht werden, hat sich nicht bewahrheitet. Im Gegenteil: Mit 44 Beiträgen wurden sogar die Einreichungen des Vorjahres noch übertroffen.

Wegen der erschwerten Rahmenbedingungen des vergangenen Jahres lag der Fokus stärker auf Reisefilmen, in denen es um Ziele in Deutschland geht.

Bester Reisefilm des Jahres: "Der Pfälzerwald rund ums Jahr"

So geht der Columbus Filmpreis 2020 in Gold an einen Zweiteiler, der eine Region in Rheinland-Pfalz porträtiert. Über vier Jahreszeiten hinweg haben die Filmemacher Ann-Christin Krumm und Wolfram Giese die Protagonisten begleitet, von einer Kletterin über einen Böttcher, der Weinfässer aus heimischer Eiche fertigt, bis zu einer Winzerfamilie.

"Dazu großartig komponierte Bilder von Landschaften und für einen Film dieses Genres spektakuläre Tieraufnahmen, wie man sie sonst nur in aufwendig über Jahre produzierten Tierfilm-Dokus zu sehen bekommt", so die Jury. "Der Pfälzerwald rund ums Jahr" entstand für den SWR, in Zusammenarbeit mit Arte und wurde erstmals im Dezember 2020 ausgestrahlt.

Beste Regie: "Nationalparks der Zukunft – Patagonien"

Bis zu den ins Meer kalbenden Gletschern an der Südspitze Südamerikas führt der Film von Thomas Radler, den er im Rahmen der Serie "Nationalparks der Zukunft" gedreht hat. Er stellt ein Leuchtturmprojekt in Sachen Naturschutz in Chile vor, das versucht, die Bedürfnisse der Natur mit denen des Menschen zu vereinbaren.

"Großartige Landschaftsaufnahmen sind organisch verwoben mit kleinen filmischen Miniaturen, menschliche Begegnungen, die immer authentisch wirken", schreibt Jury-Mitglied Jens Stubenrauch. "Nichts wirkt inszeniert in dem Film, alles scheint wie von selbst zu fließen. Dies kann nur gelingen, wenn ein Regisseur in jeder Entstehungsphase die vielen filmischen Elemente dirigiert."

Kategorie Innovation: "#lookslike: Von der Zugspitze bis Neuschwanstein"

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Einen neuen Weg geht der WDR mit einem Reisefilmformat, das ausschließlich für das Web und die Mediathek gedacht ist. Die Reihe mit dem Hashtag #lookslike betreibt den Realitätscheck, konfrontiert die bunte Welt der Instagram-Fotos mit der Wirklichkeit an beliebten Reisezielen.

Am Beispiel der Bayerischen Alpen besuchen Präsentator Christian Loß und seine Partner Nico Sobolewski und Claus Möller unter anderem Klöster, Schlösser und besteigen Gipfel, ohne sich wie andere Youtuber zu sehr in den Mittelpunkt zu stellen. Eine gelungene Mischung von Unterhaltung, Service und Nutzwert, die mit dem Columbus Filmpreis 2020 in Silber in den Kategorie Innovation belohnt wird.

Kategorie Information/Ethik: "Beirut nach der Explosion – auf der Suche nach Hassan"

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In dieser Kategorie werden immer wieder Beiträge ausgezeichnet, die aus dem Rahmen fallen. Eine ganz andere Welt bringen uns die Filmemacherinnen Hanna Resch und Anne Brier nahe: die Hauptstadt des Libanons nur wenige Tage nach der Explosionskatastrophe im August 2020. Hanna Resch, die in Beirut zuvor gelebt hatte, steigt ins nächste Flugzeug und begibt sich auf die Suche nach Freunden im Libanon, die sie nicht mehr erreichen kann. Von einem Kameramann begleitet, steht sie in Trümmern, trifft Menschen mit deren Ängsten, Trauer und Wut.

Diese filmische Reportage des BR ist nah an den Personen, ohne voyeuristisch oder reißerisch wie in einer Nachrichtensendung zu wirken. Hier wird nichts inszeniert, alles wirkt authentisch, schafft Einblicke und Verständnis. Das ganze Ausmaß des Unglücks bekommt in "Beirut nach der Explosion – auf der Suche nach Hassan" ein Gesicht: ein Libanese, der die Hoffnung nicht aufgibt, aber seine Zukunft nicht mehr in seinem Land sieht. Die Jury votierte einstimmig, dass dieser 20-minütige Film den Columbus Filmpreis 2020 in Silber in der Kategorie Information/Ethik erhalten soll.

Der Autor dieses Artikels gehört der Filmjury des VDRJ an. Mehr über die Columbus Autoren-, Film- und Radiopreise 2020 des VDRJ finden Sie hier.

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