Eine Lounge am Bahnhof von Kapstadt in Südafrika am späten Vormittag: Champagnerflaschen werden entkorkt, Kellner in grauen Westen füllen Gläser auf und bieten eine Auswahl von Canapés an – so sieht der stilvolle Auftakt zur einer langen Zugreise aus.
Doch bevor die Gäste ihre Abteile in dem Blue Train aufsuchen dürfen, werden sie im Bahnhof zu einer Sonderspur des Covid-19-Testzentrums in Kleingruppen geleitet. Ohne Corona-Schnelltest darf keiner an Bord des Luxuszuges mit seinen 18 blauen Waggons.
Wegen der Pandemie waren die Fahrten mit einem der berühmtesten Züge der Welt im vergangenen Jahr ausgesetzt. Die Kunden blieben aus. Denn der Luxustrip wurde überwiegend von internationalen Touristen gebucht, die aufgrund der restriktiven Reisebeschränkungen nicht nach Südafrika fliegen konnten.
Nun hat die Betreibergesellschaft die Fahrt mit stark reduzierten Preisen wieder aufgenommen. Das zieht fast ausnahmslos südafrikanische Passagiere an wie Mashiko Setshedi mit ihrer 67 Jahre alten Mutter: "Ich bin mit dem Wissen aufgewachsen, dass es den Blue Train gibt, der für uns unerschwinglich ist, aber dank Covid wurde es nun möglich."
Für viele der meist älteren und weißen Reisenden ist diese Zugfahrt eine Flucht aus dem momentan sorgenvollen Alltag in einem Land mit mehr als 50.000 registrierten Corona-Toten.
Blue Train: Ein Zug mit erdrückender Geschichte
Die Eisenbahnlinie geht auf eine Idee des britischen Geschäftsmanns und späteren Premierminister Südafrikas Cecil Rhodes zurück, einem ausgeprägten Rassisten. Sein Plan war der Bau ein durchgehenden Eisenbahntrasse von Kapstadt bis nach Kairo. Soweit kam es nicht, aber es reichte für die Strecke bis zu den Diamantenminen in Kimberley und zu den Goldminen bei Johannesburg.
Schon 1927 fuhr der erste Luxuszug ab Kapstadt, der seit 1946 Blue Train heißt. Erst viele Jahre nach Abschaffung der Apartheit wurden die Waggons 1997 modernisiert. Damals stieg zur Promotion des überarbeiteten Blue Train sogar Nelson Mandela in den Zug, begleitet von dem US-Musikproduzenten Quincy Jones und dem britischen Model Naomi Campbell.
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