Mit einer Harke durchpflügt Gao den Boden. In einem kleinen Beet, unweit einer schicken Villa, baut er Gemüse an. Sich in Chaohu zu versorgen ist nicht leicht, denn Supermärkte oder Geschäfte gibt es hier nicht. Nur halb fertiggestellte Villen, Rohbauten und einige wenige bezugsfertige Häuser. Chaohu ist eine Geisterstadt, wie es einige in China gibt. Für den 75-jährigen Gao ist die Stadt dennoch sein Arbeitsplatz.
Am 22. August 2011 war Schluss für die Metropole in der östlichen Provinz Anhui. Die rund vier Millionen Einwohner wurden damals von der Ankündigung der Provinzregierung überrascht. Umliegende Städte sollten die Bewohner aufnehmen, der neu gebaute Teil der Stadt, entwickelt von der Immobilienfirma Sun Century, wurde nie fertig gestellt. Chaohu wurde offiziell aufgegeben.
Mit der Zwangsumsiedelung kam der heute 75-jährige Gao zu seinem Job. Er bewacht das 130.000 Quadratmeter große Arsenal mit seinem Hund. Obwohl einige der Häuser mit sämtlichen Einrichtungsgegenständen fertig sind, darf Gao dort nicht wohnen. Er haust in einem kleinen Verschlag auf dem Gebiet. Monatlich bekommt er umgerechnet rund 238 Euro für seinen Job.
Die Geisterstadt Chaohu ist eines von vielen, sehr ambitionierten Bauprojekten in China, das nie fertig gestellt wurde. Hintergrund der absurden Mega-Projekte ist die zentral geplante Urbanisierung von entlegenen Regionen. Pläne, die nicht immer aufgehen oder mitten in der Bauphase neuen Strategien weichen müssen.