Kenia Keine Unruhen in den Touristenzentren

Das Auswärtige Amt rät zurzeit dringend von nicht notwendigen Reisen nach Kenia ab, mehrere Reiseveranstalter bieten kostenlose Umbuchungen an. Im stern.de-Interview spricht Mathias Brandes vom Reiseveranstalter Thomas Cook über die Situation in den touristischen Regionen des Landes.

Herr Brandes, gab es unter Ihren Gästen kurzfristig Stornierungen wegen den Unruhen nach der Präsidentschaftswahl in Kenia?

Seit der Wahl am 27. Dezember bis einschließlich heute gab es eine geringe Anzahl von Gästen, die sich über die Lage erkundigt haben. Aber es gab keine Stornierungswünsche. Die Gäste, die auf eigenen Wunsch vorzeitig abgereist sind, kann man an ein, zwei Händen abzählen. Insgesamt sind derzeit rund 1200 Urlauber mit unseren Anbietern in Kenia, Neujahr sind etwa 100 neue Gäste in Mombasa gelandet - drei weniger als geplant.

Wie erfahren die Menschen, die eine Keniareise geplant haben, von der Situation im Land?

Über die Feiertage haben die Medien eine fortlaufende Berichterstattung geliefert. Wir weisen in den Reiseunterlagen darauf hin, dass sich die Gäste beim Auswärtigen Amt entsprechend erkundigen können – die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes sind allgemein verbindlich. Unser Servicecenter war auch über die Feiertage erreichbar. Unsere Flughafenstationen sind über die Lage vor Ort in Kenia informiert und können den Reisenden entsprechend Auskunft geben.

Wie wurden die Urlauber vor Ort über die Unruhen informiert?

Es hängt natürlich vom Einzelnen ab, wie er die Medien verfolgt. Aber als Reiseveranstalter haben wir eine Betreuung vor Ort. Solche Informationen werden über die Reiseleitung, über Aushänge und die Sprechstunden kommuniziert. Die Gäste, die in den letzten Tagen angekommen sind, wurden beim Begrüßungsgespräch auf die aktuelle Lage hingewiesen. Dabei orientieren wir uns an den Sicherheitshinweisen vom Auswärtigen Amt.

Kann man seine Reise vor Antritt kostenlos stornieren?

Maßgeblich für die Stornoregeln ist die Einschätzung des Auswärtigen Amtes. Umbuchungen und Stornierungen für Keniareisen, die bis zum 11. Januar beginnen, bieten wir bis auf Weiteres kostenlos an, da in Deutschland eine gewisse Verunsicherung herrscht. Normalerweise wären bei einer Stornierung zwischen 75 und 90 Prozent der Kosten fällig, je nachdem, wie kurzfristig man storniert. Ansonsten beobachten wir, wie sich das Auswärtige Amt zur Lage in Kenia äußert.

Wie bewerten Sie als Reiseveranstalter die Lage in Kenia?

In den Medien klingt es so, als sei ganz Kenia von den Unruhen betroffen. Aber es sind nur bestimmte Gebiete, von denen die meisten nichts mit den touristischen Zielen zu tun haben. Die Unruhen spielen sich eher in den Slumgebieten und in den Großstädten ab. In den Touristenzentren an der Küste und auf den Safaris sind für die Touristen keine Auswirkungen zu spüren.

Inwieweit wird der normale Reiseablauf der Touristen vor Ort beeinträchtigt?

Wir haben Hotels an den Küstengebieten und bieten außerdem Rundreisen an. Die meisten Gäste machen eine Kombination von Beach- und Rundreise. Die Safari-Reisen finden auch nach den Präsidentschaftswahlen ganz normal statt. In den Nationalparks ist nichts von den Unruhen zu spüren. Die Hauptstadt Nairobi wird von unseren Rundreisen sowieso nicht berührt – manchmal fliegen Individualreisende, die an einer Busreise von uns teilnehmen, mit einer anderen Gesellschaft von Nairobi aus zurück. Zurzeit ist aber keiner unserer Gäste davon betroffen. Was nicht stattfindet, sind die Ausflüge in die Stadt Mombasa. Die haben wir vorsorglich aus dem Programm genommen, da es nach den Wahlen in Mombasa zu Demonstrationen kam. Inzwischen ist es auch dort wieder ruhiger. Aber an den Strandregionen ist nichts zu spüren. In den Touristenzentren herrscht absolute Normalität.

Gibt es an den Flughäfen Probleme wie längere Wartezeiten? Wie werden die Gäste in ihre Unterkünfte gebracht?

Unsere Kollegen vor Ort berichten, dass es bisher weder bei der Aus- noch bei der Einreise Verzögerungen gab. Beim Transfer vom Flughafen zu den entsprechenden Hotels - das sind ein paar Kilometer Strecke - fahren die Busse zurzeit im Konvoi. Aus Sicherheitsgründen wird der Bustransfer von der Polizei begleitet, es ist aber bisher zu keinerlei Zwischenfällen gekommen.

Würden Sie selbst zurzeit nach Kenia fliegen?

Grundsätzlich muss das jeder selbst entscheiden. Nach unseren Informationen ist die Lage in den touristischen Regionen derzeit ruhig, sodass der Urlaub nicht beeinträchtigt ist.

Interview: Katrin Meyer, Mitarbeit: Julia Mäurer

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