Elektroautos boomen, nur in den Urlaub möchten viele mit ihnen noch nicht fahren. Zu stressig, zu umständlich und unsicher. Aber ist das so? Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen zum Roadtrip mit dem E-Auto.
Immer mehr Menschen entscheiden sich dafür, mit dem Auto in den Urlaub zu fahren, statt in den Flieger oder gar aufs Kreuzfahrtschiff zu steigen. Dabei wird das Auto nicht nur zum Transportmittel Nummer eins, sondern verändert auch gleich die ganze Art zu Reisen. Aus dem einstigen Pauschalurlaub am Meer wird dann schnell ein Roadtrip durch das ganze Land. Wer einen Benziner oder Diesel fährt, für den ist die Planung einer Route keine große Herausforderung: Tankstellen gibt es nahezu überall.
Schwieriger wird das Ganze dann, wenn man plant, mit dem eigenen Elektroauto einen Roadtrip zu unternehmen. Hier gibt es gleich mehrere Fallstricke, die einen Ausflug schnell zum aufregenden Abenteuer werden lassen. Dabei stehen mit dem Boom der Elektromobilität immer mehr Menschen vor der Frage: Wie gelingt eine Reise mit dem Elektroauto ohne viel Stress? Allein im ersten Quartal 2022 gab es in Deutschland bereits 687.000 angemeldete E-Autos – Tendenz steigend. Wir beantworten Ihnen die wichtigsten Fragen zum Thema.
Roadtrip mit dem Elektroauto: Die wichtigsten Infos
Kann ich mit jedem Elektroauto in den Urlaub fahren?
Rein technisch ist es natürlich möglich, mit jedem Elektroauto jede Entfernung zu bewältigen. Wer allerdings eine stressfreie und entspannte Reise haben möchte, der sollte sich vorher Gedanken darüber machen, welche Reichweite das Elektroauto hat – und wie viele Stopps man auf dem Weg zum Ziel oder zum ersten Halt zum Laden einplanen möchte. Wem es nichts ausmacht, zwischendurch eine halbe Stunde am Rasthof einen Kaffee zu trinken oder den Hund auszuführen, der kann also mit einer durchschnittlichen Elektro-Reichweite von 300 Kilometern auch 900 Kilometer fahren. Man muss dann nur entsprechende Stopps einplanen.
Welche Reiseziele in Europa eignen sich für einen Urlaub mit E-Auto?
Grundsätzlich kann man mit einem Elektroauto in jedes Land fahren. In vielen europäischen Ländern muss man sich allerdings mit normalen Steckdosen begnügen – und das dauert lange und kann ziemlich teuer werden. Vor allem beliebte Reiseziele wie Italien und Spanien hinken hier hinterher. Der italienische Energieversorger Enel X hat aber immerhin 14.000 neue Ladesäulen an Fernstraßen im ganzen Land bis Ende 2022 angekündigt.
Wer stressfrei einen Roadtrip mit dem E-Auto machen möchte, der sollte sich vorerst auf die Niederlande, Frankreich, Großbritannien oder Norwegen konzentrieren, denn die Länder belegen gemeinsam mit Deutschland 71 Prozent des europaweiten Ladenetzes für Elektroautos.
Wie plane ich am besten meine Route mit dem Elektroauto?
Wenn das Reiseziel feststeht, geht es ans Eingemachte: die Routenplanung. Die besteht, wie bei Roadtrips mit nicht-elektrischen Fahrzeugen in diesem Fall nicht nur aus den geplanten Stopps für Sightseeing und Co., sondern muss auch Haltepunkte zum Laden beinhalten.
Zum Glück gibt es mittlerweile einige Apps, die uns dabei unterstützen. Eine von ihnen ist die App “Chargemap“. Alternativ ist es auch möglich, mit dem Routenplaner des ADAC Ladestationen ausfindig zu machen, die in der Nähe von Restaurants oder Sehenswürdigkeiten sind.
Zeittechnisch ist es realistisch, dass man mit dem Elektroauto alle zwei bis drei Stunden für rund 20 Minuten einen Zwischenstopp einlegt. Wenn man allein fährt, ist das aber ohnehin keine schlechte Idee.
Neben der Hin- und Rückfahrt ist es aber noch wichtig, sich über sein Reiseziel oder die Zwischenstopps grundsätzlich zu informieren. Prüfen Sie, ob und wie viele Ladepunkte es in der Nähe Ihrer Unterkunft gibt und wie schnell diese laden. Das spart nicht nur Zeit, die Sie für die Suche vor Ort investieren müssten, sondern auch Ärger, sollte sich herausstellen, dass der nächste Ladepunkt zu weit weg oder viel zu langsam ist.
Urlaub mit dem E-Auto: Warum ein Plan B nie schadet
Wie gut ist das Ladenetz in Deutschland und Europa ausgebaut?
In ganz Europa haben wir noch lange keine Infrastruktur für Elektroautos, die sorgenfreies Fahren gewährleistet. Aber in Deutschland ist der Ausbau des Ladenetzes in den letzten Jahren enorm vorangekommen. Laut Zahlen des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft gibt es mittlerweile rund 40.000 öffentliche oder teilöffentliche Ladepunkte im ganzen Land. Jede siebte Ladesäule ermöglicht demnach schnelles Laden. In ganz Europa gibt es mittlerweile rund 25.000 entsprechender Schnellladesäulen. Übrigens: Viele Ladesäulen haben kein eigenes Kabel. Es lohnt sich also, immer ein Zusatzkabel im Auto zu haben.
Wie erreiche ich mein Ziel mit möglichst wenigen Zwischenstopps?
Man kann die Reichweite von Elektroautos tatsächlich mit ein bisschen Feingefühl am Gaspedal beeinflussen. Heißt: Nicht so viel Vollgas geben und bremsen, sondern eher in gleicher Geschwindigkeit und mit einem vorausschauenden Blick fahren. Im besten Fall das Auto bei Gelegenheit auch mal rollen lassen, denn dabei spart man nicht nur Batterie, sondern lädt sie geringfügig sogar wieder auf.
Um den Akku generell zu schonen, sollte er nur vollständig geladen werden, wenn eine längere Fahrt ansteht, und im besten Fall den Akkustand nicht unter die 20- Prozent-Marke fallen lassen. Auch extreme Hitze oder Kälte können die Reichweite negativ beeinflussen. Deshalb gilt: Nicht auf die Reichweite verlassen, die beim Start auf dem Display steht, und flexibel bleiben, falls sich etwas ändern sollte. Bei der Reise mit dem Elektroauto schadet es nie, einen Plan B in der Hinterhand zu haben.
Quelle: ADAC, HolidayCheck Ratgeber