Deutschland hat Fernweh. Das zeigt nicht zuletzt auch die jüngste Prognose des Deutschen Reiseverbandes. Demnach rechnet man in der Branche mit einem Umsatz von rund 78 Milliarden Euro – also deutlich steigenden Einnahmen im Vergleich zu den letzten Jahren. Die Ampel für den Tourismus steht also endlich wieder auf Grün. Das signalisieren auch die Gäste beim diesjährigen RTL-Reisegipfel. Und sie haben auch ein paar Ideen, wie man den Urlaub möglichst preiswert – und nachhaltig – gestalten kann.
Positive Zukunftsaussichten kommen vor allem aus der Kreuzfahrtbranche. "Man kann sagen, die Kreuzfahrt ist gefragt", fasst es Wybcke Meier, CEO von TUI Cruises im Gespräch mit den RTL-Kollegen zusammen. Vor allem die Fahrten ab und nach Deutschland seien bereits sehr gut gebucht für dieses Jahr, im Winter hingegen ziehe es viele Kunden nach Asien oder in die Karibik. Auch Marija Linnhoff, Vorsitzendes des Reisebürobundesverbandes VUSR, beobachtet eine "Renaissance der Kreuzfahrt". Bereits im Jahr 2022, das noch deutlich spürbare Corona-Nachwirkungen mit sich brachte, haben rund 20 Millionen Menschen weltweit eine Kreuzfahrt gemacht. Mittlerweile sind es laut dem Statistischen Bundesamt wieder knapp 30 Millionen Kreuzfahrer jährlich.
Grüne Kreuzfahrt noch Zukunftsmusik
Aber Kreuzfahrten haben auch ihre Schattenseiten: Vor allem die Destinationen, an denen die Gäste von Bord gehen, leiden teilweise enorm unter dem Andrang der Tagesgäste. Reiseziele wie Amsterdam, Lissabon und Venedig haben deshalb mittlerweile Gebühren für die Kreuzfahrtreisenden eingeführt. Die Hoffnung: Den Ansturm regulieren, um die Städte nicht regelmäßig zu überfüllen. Und Kreuzfahrten sind nicht gerade eine klimafreundliche Art des Reisens. Durch die enormen Mengen an Treibstoff, die für eine Kreuzfahrt benötigt werden, gilt die Reiseart als besonders umweltschädlich.
Wybcke Meier ist sich trotzdem sicher, dass sich die Branche auf einem guten Weg befindet: "Die Kreuzfahrt muss sich in Sachen Nachhaltigkeit nicht verstärken, sie ist bereits Innovationstreiber im Bereich Schifffahrt." Gemeint sind die Bemühungen vieler Reedereien, auf umweltfreundliche Alternativen zu dem Schweröl, mit dem noch viele Schiffe über die Weltmeere schippern, umzusteigen. Im Fall von TUI Cruises setze man hier langfristig auf Methanol.
Der Vorteil hier ist, dass bei der Verbrennung deutlich weniger Abgase entstehen als bei anderen Treibstoffen wie Diesel oder Benzin. Der Nachteil: Die Umrüstung der Schiffe dauert eine Weile. Die meisten Reedereien, so auch TUI Cruises, haben sich das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gesetzt. Früher wird das mit der klimafreundlichen Kreuzfahrt eher ein Credo als Realität – was auch Meier eingesteht: Es wird noch ein bisschen dauern, aber wir investieren bereits in die Zukunft.
Am liebsten nach Spanien
Investitionen gibt es auch an anderer Stelle: Die Lufthansa baut ihr Streckennetz in diesem Jahr weiter aus und steuert so mittlerweile mehr als 300 Ziele weltweit an, darunter auch neue Ziele in Indien oder den USA. Jens Ritter, CEO von Lufthansa Airlines, zeigt sich beim RTL-Reisegipfel zuversichtlich, was das neue Reisejahr angeht: "Die aktuelle Buchungslage ist sehr viel besser als im letzten Jahr." Das Vor-Corona-Niveau habe man allerdings noch nicht erreicht. Aber manche Dinge ändern sich nicht so schnell, auch nicht durch eine Pandemie – zum Beispiel die Lieblingsziele der Deutschen. In Europa ist ganz klar Spanien unsere Top-Destination, dicht gefolgt von Italien. Auf der Langstrecke ist es die USA, ganz egal ob West- oder Ostküste, verrät Ritter.
Ähnliche Erkenntnisse bringt auch Mark Tantz, Geschäftsführer von DER Touristik Deutschland, für den Pauschalreisebereich mit: "Im Kurz- und Mittelstreckenbereich sind die Türkei, Spanien, Griechenland, Tunesien und Ägypten besonders beliebt." Im Fernreisebereich boome neben den USA auch der Indische Ozean, die Karibik und – recht neu – Dubai und Abu Dhabi sowie der Allzeit-Klassiker Thailand.
Ganz egal, wo einen die Reise am Ende hinführt, eines teilen alle Urlauber in diesem Jahr: Es wird teurer. Wer eine Pauschalreise bucht, muss tiefer in die Tasche greifen. Bei der Bahn und im Flugverkehr steigen die Preise teilweise erheblich an und am Reiseziel angekommen ist man oft auch mit steigenden Kosten konfrontiert. Den Billigurlaub aus vergangenen Tagen muss man trotzdem nicht abschreiben, da sind sich alle Experten in der Runde einig. Jedenfalls dann, wenn man ein paar Dinge bei der Buchung beachtet.
Warum Frühbucher besser dran sind
"Early bird schlägt Last Minute", bringt es Linnhoff vom Reisebürobundesverband auf den Punkt. Auch Tantz und Ritter raten dazu, möglichst früh mit der Reiseplanung zu beginnen. Bis Ende Januar könne man laut Tantz vor allem im Pauschalreisebereich noch echte Schnäppchen machen und bis zu 60 Prozent sparen. Danach wird es in der Regel teurer, teilweise deutlich. Das liegt daran, dass wir in allen Bereichen noch nicht wieder die Kapazitäten erreicht haben, die wir vor Corona hatten, erklärt Linnhoff. Dadurch dominieren die Frühbucherpreise den Markt und locken viele Reisende, was wiederum dazu führt, dass für Last Minute die Kapazitäten knapp werden. Wer spät dran ist, zahlt also drauf.
Vor allem beim Fliegen spielen aber noch andere Faktoren eine Rolle. Wie ich einen günstigen Flug bekomme, hängt auch von dem Reiseziel und dem Reisezeitraum ab, sagt Lufthansa CEO Ritter. Sein Rat an Schnäppchenjäger: Möglichst früh zu buchen und flexibel sein, was Zeitraum und Reiseziel angeht. Statt mal wieder Mallorca, also vielleicht mal nach Kapverden oder Albanien reisen. Dort ist es vor Ort auch noch preiswert. Allerdings müsse man dafür andere Einschränkungen in Kauf nehmen, wie Linnhoff zu Bedenken gibt: "Bei günstigen Reisezielen fehlt oft die Infrastruktur. In Kapverden zum Beispiel ist es günstig und schön, aber es gibt eben noch nicht so viel dort, wie in anderen Destinationen."
Sparsam zu reisen bedeutet übrigens nicht gleichzeitig auch, nur vor der Haustür nach einem lohnenswerten Reiseziel zu suchen. Im Gegenteil: Die Fernreisen boomen wieder. Laut dem Deutschen Reiseverband erwartet die Branche in dem Bereich einen Umsatzanstieg von elf Prozent. "Die Fernreise nach Thailand kostet manchmal das Gleiche wie ein Spanienurlaub. Hier lohnt sich ganz klar der Preisvergleich", sagt Linnhoff. Für die Expertin ist klar, dass der Preis am Ende entscheidet, wohin die Reise geht: "Ich glaube, in den Köpfen ist schon manifestiert, dass man etwas für das Klima tun sollte. Aber die meisten Menschen sind nicht bereit, dafür jetzt schon zu zahlen."
Meier von TUI Cruises beobachtet bei ihren Kunden einen anderen Trend: "Wir sehen einen bewussteren Konsum. Die Menschen machen sich im Vorfeld mehr Gedanken darüber, was für einen Urlaub sie eigentlich machen wollen und denken dabei auch immer mehr an die Umwelt." Die Fernreise will man sich wohl dennoch nicht nehmen lassen, wie Ritter berichtet: "Wir beobachten eine unheimliche Leidenschaft für und Nachfrage nach Fernreisen." Er ist sich sicher: Die Leute sind auch in diesem Jahr weiter neugierig, wollen reisen und etwas Neues erleben.

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