Wie einfach war es doch früher mit dem Urlaub. Man flog möglichst weit weg zu exotischen Zielen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. Wer Umweltbewusstsein demonstrieren wollte, zählte Schildkröten an karibischen Stränden. Das war einmal. Denn wer heute nach Costa Rica fliegt, weiß, dass er allein durch den Flug klimaschädliches Kohlendioxid verursacht. In Zeiten einer aufgeheizten Klimadebatte lässt sich das kaum noch als grün verkaufen, Schildkrötenzählen macht schließlich den CO₂-Ausstoß nicht wett. Der Ökotrip wird zum Egotrip, ein Pauschalurlaub auf Mallorca wäre klimafreundlicher.
Die Umweltstiftung WWF hat kürzlich vorgerechnet, welchen Klima-Fußabdruck die Deutschen mit ihren Reisen hinterlassen. Ein zweiwöchiger Familienurlaub auf Rügen verursacht demnach 286 Kilogramm Kohlendioxid pro Person, wenn man im vollbesetzten Auto anreist. Steigt man ins Flugzeug, fällt die CO₂-Bilanz gleich viel schlechter aus: Zwei Wochen Mallorca-Urlaub kosten gut 1,2 Tonnen, die gleiche Zeit in Mexiko mehr als sieben Tonnen CO₂ pro Person.
Wenn alle Menschen so reisen würden, wie die Deutschen, heißt es in dem WWF-Bericht, dann würden sich die weltweiten Emissionen des Tourismus schlagartig vervierfachen. Es sei höchste Zeit, dass sich unser touristischer Klima-Fußabdruck deutlich verringere. Sollten wir unseren Urlaub deshalb künftig auf dem Balkon verbringen? Wohl kaum. Aber es müssen ja nicht gleich die Seychellen sein, um Sonne zu tanken.
Auf den folgenden Seiten gibt stern.de konkrete Tipps zum grünen Reisen und zeigt die umweltverträglichsten Verkehrsträger. Außerdem gibt es Informationen zu umweltverträglichen Reisen zwischen Alpen und Südamerika.
Grafik zum CO₂-Ausstoß
Welche Art des Reisens ist am klimafreundlichsten? Zu einem überraschenden Ergebnis kommt eine Studie des Bundesumweltamtes: Busreisen sind umweltschonender als eine Bahnfahrt. Die Grafik zeigt die Effizienz verschiedener Verkehrsmittel bei einer Klimawirkung von einer Tonne CO₂ pro Person.
Bei den Angaben hat das Bundesumweltamt die Emissionen zur Erzeugung der Energieträger wie Strom, Kerosin, Benzin und Diesel und beim Fliegen die klimawirksamen Effekte des Flugverkehrs bereits berücksichtigt.
Tipp: Auf der Website der Deutschen Bahn kann man sich den CO₂-Verbrauch der geplanten Bahnfahrt im Vergleich zu PKW und Flugzeug anzeigen lassen - per Klick auf "Umweltmobilcheck": www.bahn.de
Tipps zum grünen Reisen
Bevorzugen Sie Nahziele und eine klimafreundliche Anreise: Bahn, Reisebus und Fahrrad haben die beste Klimabilanz. Fliegen Sie erst ab einer Entfernung von 700 Kilometern. Bis zu 2000 Kilometern sollte der Urlaub mindestens acht Tage dauern, bei mehr als 2000 Kilometern zwei Wochen oder länger. Dann steigt auch der Erholungswert. | |
Kompensieren Sie unvermeidbare Emissionen: Mit der freiwilligen Klimaabgabe sparen Sie die im Urlaub verursachten Emissionen in zertifizierten Klimaprojekten wieder ein, das ist auch rückwirkend möglich. Seriöse Anbieter sind www.atmosfair.de und www.myclimate.org | |
Buchen Sie Ihre Reise bei Veranstaltern, die Umweltthemen offen ansprechen und die Klimawirkung von Flügen angeben. Übernachten Sie in Hotels, die mit anerkannten Umweltzeichen ausgezeichnet sind. Einen Überblick über Umweltsiegel im Tourismus gibt der WWF Einkaufsführer "Bewusst Reisen": www.wwf.de/themen/tourismus | |
Vermeiden Sie Reiseziele, die durch unkontrollierten Bauboom oder mangelhafte Umweltstandards die Natur schädigen. | |
Setzen Sie auch am Urlaubsort nach Möglichkeit auf sanfte Mobilität mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad. | |
Vermeiden Sie unsanfte Aktivitäten wie Heliskiing, Helikopter-Rundflüge, Quadfahren oder Jetski. Wandern und Radfahren sind besser für das Klima - und für die eigene Fitness. | |
Gehen Sie sparsam um mit Energie und Wasser. Vermeiden Sie Aktivitäten mit hohem Wasserverbrauch in Trockengebieten, wie zum Beispiel Golf spielen in der Wüste. | Regionale Kost gehört zum Reiseerlebnis! Und reduziert CO₂-Emissionen für den Transport. |
Ohne Auto in den Alpen
Das Auto kann zu Hause bleiben. Mehrere Alpenorte haben sich zu den "Alpine Pearls" zusammengeschlossen und bieten ihren Gästen sanften Tourismus mit Mobilitätsgarantie. Im österreichischen Werfenweng bewegt man sich auf Skiern, mit Schneeschuhen oder Elektrofahrzeugen fort. Die "Alpine Pearls" wurden mit der diesjährigen Umweltauszeichnung des Deutschen Reiseverbands belohnt: www.werfenweng.org ; www.alpine-pearls.com
Yoga und Pilates im Naturhotel
Das Naturhotel Chesa Valisa bietet sportlich-gesunde Ferienseminare und bewusste Ernährung im österreichischen Kleinwalsertal. Im Sommer Pilates, Yoga oder Mountainbiking, im Winter Schneeschuhwandern, Langlauf oder Alpinski (7 Tage ab 618 Euro) www.naturhotel.at und weitere Biohotels unter www.biohotels.info
Grünes Schloss in Böhmen
Das Fünf-Sterne-Hotel Chateau Mcely in Böhmen nimmt Umweltschutz ernst - die Heizung wird mit Holzabfall aus der Region betrieben, erneuerbare Energien sorgen für Strom, der Garten wird mit Regenwasser bewässert, in den Zimmer ausschließlich Energiesparlampen verwendet. Gäste können Gleitfliegen, Golfen oder durch den nahe gelegenen Naturpark Jabkenice wandern und reiten. Das Schlosshotel wurde in diesem Jahr mit dem World Travel Award als "weltbestes grünes Hotel" ausgezeichnet (DZ ab 207 Euro, Tel. 00420 - 325 600 000): www.chateaumcely.com
Öko-Trekking in den Anden
Der Deutsche Alpenverein bietet umweltbewusstes Trekking auf dem Salcantay-Trail in den peruanischen Anden an. Dabei wird in ökologisch geführten Lodges übernachtet. Das Ziel: Machu Picchu; www.dav-summit-club.de