Die Stimme von Dr. Erika Woolsey erreicht das Ohr. Es schwimmen riesige Mantarochen vorbei. Kurze Zeit können sie beobachtet werden. Sie scheinen zum Greifen nah. Währenddessen erklärt die Meeresbiologin, was es mit der sinkenden Biodiversität in den Meeren auf sich hat. "Wir verlieren Arten, bevor wir sie überhaupt entdeckt haben", erklärt sie.
Durch die Meere tauchend, hat die junge Meeresbiologin mit eigenen Augen gesehen, wie der Klimawandel Korallenriffen und der Unterwasserwelt schadet. Kein Wunder, dass sie nach einem Weg gesucht hat, ihre Erfahrungen zu teilen und darauf aufmerksam zu machen.
Virtuell Abtauchen
"Wie können wir uns um etwas sorgen, das wir nie sehen?", beginnt Woolsey einen Vortrag im Rahmen einer "National Geographic"-Veranstaltung. Eine berechtigte Frage. Nur die wenigsten haben die Chance, die Schönheit des Ozeans und die Zerstörung der Korallenriffe beim Tauchen von Nahem zu sehen. Um das zu ändern und die Menschen unter die Wasseroberfläche zu bringen, hat die Meeresbiologin mit ihrer gemeinnützigen Organisation "The Hydrous" schon 2017 einen Kurzfilm veröffentlicht. Durch virtuelle Realität entführt dieser jeden Zuschauer in die Tiefen des Ozeans.
Tauchen mit Manta-Rochen, Schildkröten und Haien bei den Korallenriffen in Palau. Dr. Erika Woolsey führt durch den Tauchgang und erläutert mit Unterstützung von anderen Meeresbiologen, was auf den Filmaufnahmen zu sehen ist. "Immerse" feierte 2017 auf dem International Ocean Film Festival Premiere und hat einige Preise gewonnen. Woolsey leitet auch durch virtuelle Live-Tauchveranstaltungen, wie zum Beispiel einen virtuellen Tauchgang von 450 Teilnehmern im National Geographic VR Theater in Washington im Jahr 2019. Virtuelles Abtauchen vermittelt hierbei nicht nur die Schönheit und die tragische Situation der Meere, sondern auch Wissen darüber, was gegen das Arten- und Korallensterben unternommen werden kann.
Tauchen während der Pandemie
Erst im letzten Jahr – inmitten der Corona-Pandemie – haben sich die virtuellen Tauchgänge wirklich durchgesetzt. Seit Juni 2020 sind fast eine Million Menschen im Alter von acht bis 90 Jahren virtuell abgetaucht. In einer Zeit, in der die Menschen in ihren eigenen vier Wänden feststecken, bietet ein Tauchgang eine andere Welt und teleportiert für wenige Minuten aus dem Corona-Wahnsinn direkt in die Tiefen des Ozeans.
"Im Moment sind wir nicht nur von unseren Ozeanen abgekoppelt, sondern auch voneinander", sagt Woolsey im Gespräch mit CNN. "Diese Tauchgänge sind ein wunderbares Werkzeug, um uns nicht nur mehr mit unserer natürlichen Umgebung, sondern auch miteinander zu verbinden." Sie hoffe, dass Fortschritte in der Kameratechnologie es ihrem Team ermöglichen werden, "mehr und mehr Menschen an Orte im Ozean zu bringen, die noch nicht erforscht und weiter von der menschlichen Zivilisation entfernt sind."
Quelle:CNN