Dass American Football nach wie vor als “harter Männersport” gilt, ist wohl vielerorts eine weit verbreitete Meinung. Dass auch längst weibliche Journalistinnen über Spiele der National Football League (NFL) berichten, dürfte im Jahre 2015 hingegen eigentlich kaum jemanden ernsthaft überraschen.
Drei US-amerikanische Reporterinnen mussten am Sonntag jedoch eine gänzlich andere Erfahrung machen: Im Anschluss an die Liga-Begegnung zwischen den Indianapolis Colts und den Jacksonville Jaguars steuerten sie zielsicher auf die Umkleide-Kabinen der Mannschaften zu, um Stimmen zum Last-Minute-Sieg der Colts (16:13 n.V.) einzufangen. Bis sich ihnen plötzlich ein männlicher Sicherheitsdienst in den Weg stellte - und ihnen den Zutritt verweigerte.
Rollenverständnis aus vergangenen Zeiten
Informationen der Associated Press zufolge wurden Joey Chandler (“Tuscaloosa News“), Graham Watson von “Yahoo! Sports“ sowie eine dritte, namentlich nicht weiter genannte Sportjournalistin abgewiesen. Als Begründung habe der Security den verdutzten Berichterstatterinnen genannt, dass ihnen der Zugang nicht erlaubt sei, weil sie schlichtweg Frauen seien. Nach einigem Protest konsultierte der Wachmann mehrere männliche Arbeitskollegen, ehe er die drei Frauen letztlich doch passieren ließ.
Die Betroffenen reagierten geschockt auf den Vorfall und wandten sich anschließend per Twitter an die Öffentlichkeit.
Dem Indystar berichtete Watson, dass sie anfänglich von einer Verwechslung ausgegangen sei: “Zuerst dachten wir noch, wir ständen vor der falschen Tür.“ Ihre Kollegin Chandler erinnerte sich jedoch an den Wortlaut des renitenten Sicherheitspersonals. Demnach habe der sein Zutrittsverbot damit gerechtfertigt, dass “Kerle nun mal so sind, dass wisst ihr doch sicher?!“
Die verantwortlichen Pressesprecher der beteiligten NFL-Teams beeilten sich im Anschluss, sich für das Geschehene zu entschuldigen. Der Medien-Direktor der gastgebenden Colts, Avis Roper, erklärte den Faux Pas damit, dass der Sicherheitsmann ausnahmsweise in einem Bereich eingesetzt gewesen sei, in dem er nicht über die exakten Zutrittsbeschränkungen Bescheid wusste.
Zynischerweise waren die drei Frauen im Rahmen des "AFP Sports Media Diversity Weekend" im Lucas Oil Stadium in Indianapolis zu Gast. Dabei handelt es sich um eine PR-Kampagne, die die Integrationskraft von Sport über Geschlechter- und Rassengrenzen hinweg bewerben soll.