Vettel vs. Schumacher "Die Hosen runter lassen"

Am Wochenende startet die neue Formel-1-Saison. Alle Augen werden auf Rückkehrer Michael Schumacher gerichtet sein. Als Geheimfavorit geht aber ein anderer Deutscher an den Start: Sebastian Vettel. Beide Piloten sind heiß auf den Kampf der Generationen. Der Druck ist enorm.

Rekordchampion Michael Schumacher ist bereit und macht sich schon auf einen langen und harten WM-Kampf gefasst, Vizeweltmeister Sebastian Vettel will mit der "Leckeren Liz" das Duell der Generationen gewinnen. Für den Heppenheimer wäre der Titelgewinn in der kommenden Formel-1-Saison durch die Rückkehr des siebenmaligen Weltmeisters aber nicht noch höher einzustufen. "Für mich ist jeder auf der Strecke ein Konkurrent, egal, welchen Namen er trägt oder welcher Nationalität er ist", sagte Vettel in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Sein 19 Jahre älterer Landsmann nimmt den Kampf um die Krone gegen Vettel & Co. an: "Ganz eindeutig ja. Dafür trete ich an, und ich bin überzeugt, dass wir in diesem Kampf ein Wort mitreden können." Von zu großer Erwartungshaltung will der 41-jährige Schumacher, der 1239 Tage nach seinem bis dato letzten Rennen sein weltweit aufsehenerregendes Comeback feiern wird, nichts wissen. "Nein. Ich habe ja immer ziemlich klar gesagt, dass wir nicht von Anfang an in der Lage sein müssen und wahrscheinlich sein werden, Siege einzufahren." Schumacher, der auf eine unerreichte Erfolgsstory zurückblicken kann, betonte: "Wichtig ist nicht der Anfang; wichtig ist das Ende."

Das sieht auch Vettel so. "Ich hoffe, dass er am Jahresende Recht behalten hat", sagte der 22-jährige Heppenheimer über Bernie Ecclestones Tipp, dass er, Vettel, sich in diesem Jahr den Titel schnappt. "Es ist eine große Ehre", meinte der hessische Red-Bull- Pilot zur Prognose des Chef-Promotors. Doch allerorten herrscht auch eine leichte Ungewissheit über die Kräfteverhältnisse vor dem WM- Auftakt an diesem Sonntag (Start 13.00 Uhr/RTL und Sky). Vettel: "Das ist das Schöne, dass man nie weiß, wer wie stark sein wird, wir müssen bis zum ersten Rennen warten, wo alle die Hosen runter lassen..."

Eine neue Ära einläuten

Vettel rechnet freilich auch mit Schumacher, der im Mercedes sein achtes WM-Wunder wahr machen will. Als siebenmaligen Weltmeister traue man Schumacher natürlich viel zu, "aber man muss auch abwarten, wie konkurrenzfähig sein Auto ist", sagte Vettel. Von Duellen mit besonderer Schärfe auf dem Asphalt mit dem rund 19 Jahre älteren Rückkehrer und Rekordweltmeister geht er nicht aus. "Das hat eigentlich nichts mit dem Alter zu tun, auf der Strecke ist jeder ein Konkurrent, den man schlagen will." Einer kleinen Tradition folgend taufte Vettel seinen neuen Dienstwagen schon mal: "Luscious Liz" (Leckere Liz) heißt der Bolide, mit dem er seinen Erfolgshunger stillen willen. "Kate" und "Kate's Dirty Little Sister" (Kates kleine schmutzige Schwester) hießen seine Autos 2009.

Schumacher, der aus Aberglauben bei seinem bislang einzigen Sieg in Bahrain vor sechs Jahren seinen damaligen Masseur Balbir Singh ins Hotel eilen ließ, um ein Glücksamulett seiner Frau zu holen, tritt mit dem MGP W01 an, so der technische Name. Mit dem neuen Silberpfeil will der Kerpener, der am Mittwoch in Manama erwartet wird, eine neue Ära einläuten. Wichtig sei es, in Schlagdistanz zur Spitze zu sein.

"Denn Titel zu holen, ist eine andere Frage"

Schumacher sieht aber bereits mögliche Probleme. "Man hat weniger Reifen zur Verfügung als im letzten Jahr. Daher ist es noch schwieriger, die Arbeit zu schaffen, die du an einem Rennwochenende schaffen musst, um das Auto optimal einzustellen", sagte er. Schumacher wäre aber Rekordsammler der Königsklasse, wenn er nicht daraus auch einen Vorteil ziehen könnte. "Beim Fahren geht es aber immer darum, sich an neue Gegebenheiten anzupassen, und das ist eine meiner Stärken."

Dass Schumacher, topfit und voller Tatendrang, schon wieder ganz der Alte ist, weiß auch Wegbegleiter Brawn. "Michael ist ein Ausnahmeathlet und sein seltenes Talent und seine Geschwindigkeit sind so offensichtlich, wie sie es während seiner Karriere immer waren", sagte er der dpa. Er erwarte von Schumacher, "dass er allen Anforderungen, die wir ihm stellen, gerecht wird und sie vielleicht sogar noch übertrifft".

Allerdings räumte Perfektionist Schumacher ein, dass die Vorbereitung mit dem neuen Auto nicht unbedingt ausreichend gewesen sei. "Ich glaube, dieses Gefühl hat keiner von uns Fahrern. Das ist aber normal: gebt uns 40 Testtage, und wir würden 80 wollen." Die zwei Wochen vom Testende in Barcelona bis zum Rennen in Bahrain nutzten die Silbernen fürs Feintuning. "Ob wir den Titel dann holen, ist eine andere Frage, wie immer im Sport. Aber unser gesamtes Team freut sich auf diese Herausforderung. Jeder ist extrem motiviert, genau wie ich." Und genau wie Vettel.

DPA/kbe

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