Herr Eder, wie erinnern Sie Ihre erste Begegnung mit Franz Beckenbauer?
Das war in den 80er-Jahren. Damals hatte mich der Arzt Müller-Wohlfahrt, der für Bayern München arbeitete, gelegentlich an die Säbener Straße zitiert, um Spieler anzuschauen. Bei der Gelegenheit traf ich Beckenbauer. Viele sind vor Aufregung im Boden versunken, wenn sie ihn sahen, sein Ruhm eilte ihm voraus. Ich war aber angenehm überrascht, wie zugänglich, wie höflich, wie normal sich der Franz gegeben hat. Das war wirklich toll.
Wie passt das zusammen – diese bayerische Bodenständigkeit und die viel beschworene Kaiser-Aura?
Wenn der Franz gesagt hat, man soll sich hinsetzen, dann hat man sich hingesetzt. Und zwar ohne nachzuschauen, ob da überhaupt ein Stuhl ist. Sein Wort hatte Gewicht.
Beckenbauer holte Sie 1988 als Physiotherapeut zur Nationalmannschaft. Der blieben Sie Jahrzehnte erhalten als "Meister Eder", der in die Muskeln horchen kann.
Ich hatte damals ein Lektorat an der Uni in Bayreuth bei den Sportökonomen. Der Hörsaal war voll besetzt, alle lauschten mir, da geht die Seitentür auf und die Sekretärin wispert: "Herr Eder! Herr Eder!" Was denn los sei, frage ich, sie sagt: "Der Herr Beckenbauer ist am Telefon." Ich: "Mei, welcher Beckenbauer, bitte?" Und sie: "Na, der Beckenbauer, der Franz Beckenbauer." Da bin ich dann doch mal zum Hörer geeilt.

Stimmt es, dass er Sie gewarnt hat vor dem Job, den er Ihnen antrug?
Ich hatte vorher die deutschen Fechter betreut. Das seien ganz feine Akademiker, scherzte der Franz, im Fußball würde ich es nun mit gröberen Jungs zu tun kriegen.