Auf den sechsten Platz hatten wir die Borussia in der Saisonprognose getippt. War das zu tief gegriffen? Zum Auftakt des dritten Spieltags überrannten die Gladbacher trotz eines frühen Rückstandes durch Makoto Hasebe (12.) den VfL Wolfsburg mit 4:1 (3:1) dank Toren von Marco Reus (15.+67.), Fliip Daems (32.) und Raul Bobadilla (45.) und übernahmen die Tabellenführung.
Nach dem frühen Rückstand spielten nur noch die Hausherren und setzten zu einem wahren Sturmlauf an. Die Wolfsburger fanden zu keiner Zeit ein Gegenmittel und mussten am Ende glücklich sein, nicht mit einer noch höheren Niederlage die Heimreise antreten zu müssen. Im zweiten Durchgang vergab Gladbach zunächst beste Torchancen in Serie. Bis Reus und Co. erneut zuschlugen und den Sprung auf den Platz an der Sonne feierten.
The Hammer gleich in der Startformation
Drei Punkte in München, einer gegen den VfB. Der Start in die Saison war den Fohlen gelungen. Dennoch waren die Mienen der Verantwortlichen aufgrund des Ausfalles dreier Spieler vor der Partie nicht sorgenfrei. Martin Stranzl, dessen Ersatz Roel Brouwers und Igor de Camargo konnten wegen Verletzungen oder durften aufgrund einer Sperre (Brouwers) nicht auflaufen. Deshalb rückte Havard Nordtveit in die Innenverteidigung. Thorben Marx durfte stattdessen vor der Abwehr ran. Im Sturm erhielt wie schon gegen Stuttgart Raul Bobadilla eine weitere Chance.
Felix Magath hatte in der Woche mal wieder auf dem Transfermarkt zugeschlagen und den ablösefreien Thomas 'The Hammer' Hitzlsperger verpflichtet. Der 52-fache Nationalspieler durfte für den angeschlagenen Patrick Ochs auch gleich von Beginn ran.
Gladbacher Antworten auf Hasebes frühes 1:0
Nach einem verhaltenen Beginn erhielten die Gladbacher Hoffnungen gleich einen Dämpfer. In der zwölften Minute brachte Patrick Helmes von links eine Flanke in den Strafraum. Christian Träsch legte ab und Makoto Hasebe hämmerte den Ball unhaltbar aus vierzehn Metern in die Maschen.
Doch es sollte gerade einmal 160 Sekunden dauern, bis Simon Kjaer den Gastgeber zurück ins Spiel brachte. Der offenbar vom AS Rom umworbene Verteidiger rutschte vor dem eigenen Strafraum aus. Bobadilla erkannte sofort die Chance, schnappte sich das Leder, legte vor Diego Benaglio klug quer für Reus, der keine Mühe hatte, aus zehn Metern ins leere Tor zu vollenden.
Schon in der 23. Minute musste Magath Hasan Salihamidzic aufgrund einer Verletzung aus dem Spiel nehmen. Talent Michael Schulze kam zum zweiten Einsatz seiner noch jungen Karriere. Vier Minuten später leitete Reus den nächsten Gladbacher Angriff ein. Doch nun zeigte sich Bobadilla zu eigensinnig von der Strafraumgrenze. Er übersah den besser postierten Mike Hanke, sodass Benaglio problemlos zugriff. Nur dreißig Sekunden später handelte Hanke ebenso egoistisch und verpasste aus spitzem Winkel, statt Reus im Zentrum zu bedienen.
Elfmeterkenner Daems
Nur weitere fünf Minuten später zeigte Schiedsrichter Markus Schmidt entschlossen auf den Punkt im Wolfsburger Strafraum. Hanke hatte Reus steil geschickt, der zum Haken ansetzte und mit dem Arm von Schulze zu Fall gebracht wurde. Das Talent zahlte in dieser Szene Lehrgeld und Daems nahm dankend Maß, verwandelte den Strafstoß eiskalt ins rechte untere Eck. Das Spiel war gedreht.
Die Wolfsburger hatten bis auf den Angriff, der zum Tor geführt hatte, wenig zu bieten. Einzig Hitzlsperger fiel mit zwei allerdings harmlosen Fernschüssen auf. Es war die Borussia, die am Drücker blieb. Wieder setzte sich, diesmal auf rechts, Bobadilla gegen Kjaer durch. Der Stürmer spielte den Ball scharf in die Mitte, wo Hanke nur knapp per Grätsche den Ball über das Tor beförderte.
Noch vor der Pause versetzte Bobadilla den Wölfen den nächsten Schock. Eine Ecke von Juan Arango verlängerte der von Magath als Kapitän entmachtete Marcel Schäfer vors eigene Tor. Dort lauerte Gladbachs Stürmer völlig frei und köpfte aus zwei Metern locker zum 3:1 ein, womit es auch in die Kabinen ging.
Gladbacher Sturmlauf
Wer gemeint hatte, Magath würde seine Mannen in der Pause aufrütteln können, sah sich getäuscht. Es folgte ein Gladbacher Sturmlauf. Einzig die Chancenverwertung ließ zu wünschen übrig, als Bobadilla, Roman Neustädter und Arango rund um die 50. Minute schon fast ein Scheibenschießen auf das Gästetor veranstalteten.
Bis zur Vorentscheidung sollte es bis zur 67. Minute dauern. Arango bediente mit seiner Übersicht Reus in der linken Strafraumhälfte. Dieser verwandelte per Volleyschuss aus acht Metern trocken ins linke Eck zum 4:1.
Die einzige Wolfsburger Torchance im zweiten Durchgang vergab Helmes, der aus zehn Metern an Marc-Andre ter Stegen scheiterte. Mehr hatten die Gäste nicht zu bieten. Und so fuhren die Gladbacher drei lockere, hoch verdiente Punkte ein.
Zumindest bis Samstagabend haben die Fohlen somit die Tabellenführung inne. So oder so werden sich die Fans auf das Auswärtsspiel beim FC Schalke am nächsten Spieltag freuen. Die Wolfsburger müssen gleich noch einmal reisen - zum SC Freiburg.
Uwe Toebe