Der Aufsichtsrat bei Werder Bremen bleibt hart: Spielerverkäufe oder neues Sponsorengeld, andernfalls sind weitere Transfers nicht drin. In einer hitzigen Nachtsitzung wurde Clubchef Allofs zum Sparen verdonnert. Dabei ist die Not groß: Auch Ekici fällt vorerst aus.
Bis spät in die Nacht diskutierten Willi Lemke und Klaus Allofs hitzig und angeregt wegen der angespannten finanziellen Situation bei Werder Bremen. Nach vier Stunden sprach Aufsichtsratschef Lemke dann ein Machtwort: Der sportlich abgerutschte und nun klamme Bundesligist muss sparen. Allofs will wegen der besorgniserregenden Verletzungsmisere weitere Spieler verpflichten, doch dazu muss er im Einzelfall nun bei Lemke um Erlaubnis fragen.
Das Verletzungspech bleibt Werder treu
"Eine Veränderung des Haushaltslage muss erfolgen", sagte Lemke der Nachrichtenagentur dpa. "Entweder durch den Verkauf von Spielern oder etwa einen neuen Sponsor." Ohne Champions-League und Transfererlöse, wie in den Vorjahren etwa für Diego oder Mesut Özil, sind die fetten Jahre in Bremen vorerst vorbei.
"Um der veränderten Einnahmesituation Rechnung zu tragen ist eine restriktive Ausgabenpolitik unabdingbar", stellte Lemke nach der Aufsichtsratssitzung in Bremen fest, zu der Allofs eigens aus dem Trainingslager in Donaueschingen eingeflogen worden war. Jedoch hatte der Clubchef erneut schlechte Neuigkeiten im Gepäck. Nun musste auch noch der vermeintliche Königstransfer Mehmet Ekici, der in der Vorsaison beim 1.FC Nürnberg im Mittelfeld für Furore gesorgt hatte, das Trainingslager wegen hartnäckiger Leistenbeschwerden abbrechen.
Schaaf braucht weitere Zugänge
Derzeit ist unklar, wann der Fünf-Millionen-Neuzugang vom FC Bayern für Werder wieder einsetzbar ist. Nach eigenen Angaben spielte Ekici in Nürnberg in der vergangenen Spielzeit nur mit schmerzstillenden Spritzen. Die Probleme des Deutsch-Türken verschärfen die Sorgen bei Werder-Coach Thomas Schaaf gut eine Woche vor dem ersten Pflichtspiel im Pokal in Heidenheim weiter. Gleich fünf Abwehrspieler fallen derzeit teils langfristig aus. Daher forderte Schaaf zuletzt vehement weitere Zugänge. Sonst drohe eine erneute Zittersaison wie in der vergangenen Spielzeit, als Werder lange in Abstiegsgefahr schwebte.
Doch von Drohungen ließ sich der Aufsichtsrat nicht beeindrucken. "Das Planbudget 2011/2012 beinhaltet bereits jetzt signifikante Ausgaben, die deutlich über die erwarteten Einnahmen hinausgehen", sagte Werders Ex-Manager Lemke. Demnach seien bereits für die bisherigen Verpflichtungen - neben Ekici unter anderem Lukas Schmitz (Schalke) und Andreas Wolf (Nürnberg) - "erhebliche Mittel" zur Verfügung gestellt worden, die offensichtlich das verfügbare Budget bereits erheblich belasten. Allofs will von einer finanzielle Schieflage des einstige Vorzeigeclub nichts wissen und widersprach vehement Berichten: "Das geht völlig an den Tatsachen vorbei."
Querelen stören die Zusammenarbeit
Dennoch werden weitere Transfers, etwa die angestrebte Ausleihe des Griechen Sokratis Papastathopoulos vom FC Genua, nur genehmigt, wenn er dafür einen laut Lemke "gangbaren Weg" findet. Lemke machte Allofs, der wie Schaaf zuletzt immer wieder die sportliche Notwendigkeit von Transfers betont hatte, deutlich, dass dies zu akzeptieren sei. "Die Geschäftsführung hat dem Aufsichtsrat versichert, dass diese Haltung akzeptierter Grundsatz des gemeinsamen Handelns ist und eventuelle Irritationen in dieser Richtung bedauert", hieß es in einer gemeinsamen Erklärung.
Lemke, als UN-Sonderbotschafter bei der Copa America, hatte noch aus Südamerika eilig diese Sitzung anberaumt, um die Querelen endgültig aus der Welt zu schaffen. "Das hat uns nicht gut getan", rügte der 64-Jährige.