Überraschende Wende auf dem Kiez: André Schubert darf trotz der Probleme im Umgang mit Spielern und Vorstand ein zweites Jahr als Trainer beim FC St. Pauli bleiben.
Am Montag, einen Tag nach dem 5:0 über den SC Paderborn und der dennoch verpassten Relegation um den Aufstieg in die Bundesliga, stimmte der Coach den Vorstand des Zweitligisten um. Die im Raum stehende Trennung wurde abgewendet. "André Schubert ist und bleibt unser Cheftrainer", sagte Vereinspräsident Stefan Orth, "wir haben mögliche Fehler und Differenzen besprochen und aus dem Weg geräumt." Man habe eine gute Basis für die Zukunft.
Schubert will "Zusammenarbeit und Kommunikation" verbessern
"Damit habt ihr nicht gerechnet, was?" begrüßte der umstrittene Fußballlehrer die Medienvertreter. "Ich weiß gar nicht, wie viele Leute sich schon von mir verabschiedet haben." Es sei bemerkenswert, dass das Präsidium die Größe besessen habe, die Situation anders zu bewerten als zuvor. "Wir müssen ein paar Dinge anders machen in puncto Zusammenarbeit und Kommunikation", räumte der Hesse ein, "verbiegen werde ich mich nicht. Aber das heißt nicht, dass man sich nicht entwickeln kann. Das Verhältnis zur Mannschaft sei nicht zerrüttet, aber "es gab ein paar Dinge, da bin ich nicht ganz unschuldig. Ich bin nicht das arme Opfer, sagte der 40-Jährige.
Die sportliche Bilanz war trotz des verpassten Relegationsplatzes nie der Grund für die interne Diskussion um den Trainer. Immerhin erreichte St. Pauli Platz vier mit 62 Zählern, punktgleich mit dem Dritten Fortuna Düsseldorf, der in die Relegation gegen Hertha BSC darf. Menschliche Probleme gaben den Ausschlag, dass Schubert im Präsidium infrage gestellt wurde. "Es gab viele Gerüchte und Ungereimtheiten", sagte Orth in Anspielung auf die Ankündigung der bevorstehenden Entlassung in einigen Medien in den vergangenen Tagen.
Schubert und Schulte - geht das noch?
Schubert soll sich mehrere Verfehlungen im Umgang mit seinen Spielern geleistet haben, zudem mit Helmut Schulte vor versammelter Mannschaft aneinandergeraten sein. Der Coach soll mehr Aktivität des Sportchefs in Transferfragen angemahnt haben. Am Montag wollte er sich dazu aber nicht noch einmal äußern: "Wir haben keinen Zweifel aufkommen lassen, dass wir gut zusammenarbeiten."
Ungewöhnlich war, dass Schulte bei der Pressekonferenz gar nicht dabei war. Die Differenzen zwischen Schubert und Schulte müssen vielschichtiger sein, als der Vorstand bis zu dem stundenlangen Gespräch mit dem Trainer annahm. Schon in den nächsten Tagen wird sich der Vorstand auch mit dem sportlichen Leiter befassen und ihn zum Rapport bestellen.
Schubert ist nicht Stanislawski
Beim Kiez-Club war man in der Vorsaison solche Diskussionen nicht gewohnt. Damals wurde Kumpeltyp Holger Stanislawski von den Fans gefeiert, von den Profis respektiert. "Stani" hatte stets einen flotten Spruch auf den Lippen und für eine entkrampfte Atmosphäre gesorgt. Das Verhältnis zu Schulte war von Respekt geprägt, echte Freunde wurden die beiden aber nie.
Schubert, obwohl wegen des kahlköpfigen Aussehens vor seinem Amtsantritt als "Stani II" bezeichnet, ist anders als sein Vorgänger: autoritär, distanziert und sehr direkt. Mit seiner mitunter schroffen Art eckt er bei vielen an. Der ehemalige Paderborner Übungsleiter gelobt nun Besserung.