Bayern in Dubai Daddeln, bis der Scheich kommt

Von Klaus Bellstedt, Dubai
In der Wüste gibt es Kamele, Sand und Spielkonsolen. Da wird aus dem härtesten Bayern-Trainingslager aller Zeiten plötzlich ein Märchen aus 1001 Nacht - zumindest für Schweini und Poldi.

Sechs, vielleicht auch sieben Sterne würde man dem Jumeirah Emirates Towers Hotel in Dubai locker verleihen können - wenn das denn ginge. In einer der mondänsten Absteigen am Golf hat die Hochglanzmarke FC Bayern standesgemäß Quartier bezogen. In der harten Vorbereitungszeit, früher auch mal Wintertrainingslager genannt, soll es den Profis wenigstens in ihrer Freizeit so richtig gut gehen. Zumal die in Dubai sowieso schon knapp bemessen ist.

Temperaturen von über 20 Grad und zwei knallharte Trainingseinheiten pro Tag bringen das Blut von Kahn und Co. im Wüstenstaat zum Kochen. Wenn - wie am Dienstag - Felix Magath seinen Männern als Lohn für gute Arbeit den Nachmittag doch mal freigibt, schwärmen die Spieler des deutschen Rekordmeisters in alle Himmelsrichtungen aus. Kahn zum Golfen, Hargeaves und Pizarro zum Shoppen nach Downtown, ja selbst in die von der Luxusherberge aus nahe gelegene Skihalle wollen einige. Nur Poldi und Schweini bleiben lieber im Hotel. Daddeln nonstop steht für die Kumpels auf dem Programm. Die Bedingungen dafür könnten kaum besser sein.

Lümmelnd auf einer Pobacke

Bayern-Sponsor Microsoft hat in der vierten Etage extra eine trendige Zocker-Lounge eingerichtet, in der die Profis jederzeit die firmeneigene Spielkonsole XBOX 360 testen können. Was ist schon ein Kamelausritt in die Wüste gegen ein packendes Duell FIFA 07? Für Schweini und Poldi stellt sich diese Frage schon mal gar nicht. Wenn da nur nicht die nervigen Journalisten wären, die das Duo partout nicht in seine virtuelle Welt abtauchen lassen. Pressekonferenz heißt die lästige Pflicht, am Dienstag eben mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski in den Hauptrollen.

Um es mal so auszudrücken: Die 15-minütige Fragestunde sitzen die beiden WM-Helden im weißen Ledersofa lümmelnd auf einer Pobacke ab. Viel Neues erfährt man nicht. Poldi will nach überstandener Verletzung in der Rückrunde "richtig angreifen". Nach sechs Monaten bei den Bayern sei die Eingewöhnungsphase jetzt endgültig vorbei. Von einer gesteigerten Erwartungshaltung spürt der Kölsche Jung nach einer mäßigen Hinserie noch lange nichts "Ich höre immer Druck, Druck, Druck, aber so etwas kenne ich gar nicht," mosert Podolski. Sein Spezi Schweinsteiger lächelt dabei und beantwortet brav Fragen zu seiner neuen Spielmacher-Rolle im System der Bayern.

Mit dem Quietscheentchen in die Wanne

Schließlich geht es auch noch um seine Fußblasen, die ihn am Vorabend davon abhielten, im müden Testkick gegen Benfica Lissabon (Niederlage nach Elfmeterschießen) mitzuwirken. Zum Schluss bekommt komischerweise noch Olli Kahn sein Fett weg. Der hatte in einem Interview seinem Mitspieler Schweinsteiger geraten, sich möglichst bald nicht mehr "Schweini" sondern nur noch "Bastian" nennen zu lassen. Von wegen Entwicklungsprozess und so. Keine Chance: "Wir bleiben für immer Schweini und Poldi", tönt der Stürmer-Freund und grinst dabei wie ein Pferd. Ende, Aus, vorbei. Keine weiteren Fragen.

Und dann geht die Schweini-Poldi-Show erst richtig los. An der Spielkonsole zeigen beide ihr wahres Ich. Authentizität pur, könnte man meinen. Da wird gejohlt, abgeklatscht, verbal niedergemacht und sich vor lauter Eifer schon mal freundschaftlich auf den Kopf gehauen. Es scheint so, als hätten die Bayern-Talente alles und alle um sich herum vergessen. Wie zwei Schulbuben amüsieren sie sich, Spiel folgt auf Spiel, Revanche auf Revanche. Gut möglich, dass Schweini und Poldi vor lauter Erschöpfung am Abend noch kurz in die Wanne steigen werden. Zum Abreagieren steht beiden dann ein gelbes Quietscheentchen zur Verfügung. Und das ist jetzt kein Scherz. Im Jumeirah gehört das mit zur Standardbadausstattung. Oh, du herrliches Fußballerleben.

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