Die sportliche Erkenntnis des Tages lautet: Leroy Sané ist der teuerste deutsche Spieler aller Zeiten. Das klingt irgendwie absurd? Ist es ja auch. Mit garantierten Boni überweist Manchester City laut "Bild" rund 55 Millionen Euro an den FC Schalke. Das sind mehr Millionen als Sané Bundesliga-Spiele auf dem Buckel hat. Der 20-Jährige kam bislang in 47 Partien im Fußball-Oberhaus zum Einsatz, 33 davon aus der vergangenen Saison.
Diese Spielzeit war zweifelsfrei seine beste. Er wurde bei Schalke zum Stammspieler, von Joachim Löw in die Nationalmannschaft berufen und weckte offensichtlich Begehrlichkeiten bei den finanzstarken Klubs dieser Welt. Neun Tore und sieben Assists in wettbewerbsübergreifend 42 Partien stehen auf seinem Konto für die Saison 2015/16. Das sind solide Werte - überragend sind sie aber nicht. Für den Flügelstürmer eines Tabellenfünften schon gar nicht.
Da gab es auf dem Papier bessere. Julian Brandt zum Beispiel, ebenfalls erst 20 Jahre alt, hochgelobt und zum Nationalspieler aufgestiegen - wenngleich er vor der EM wieder aussortiert wurde. Dem gelangen 10 Tore und 8 Assists in 44 Spielen. Der wird beim Portal Transfermarkt.de übrigens mit 16 Millionen Euro Marktwert taxiert. Sané bis vor Kurzem mit 18 Millionen und neuerdings mit 30. Ein Ablöse irgendwo dazwischen wäre deutlich realistischer gewesen.
Leroy Sané hat Potenzial - ist aber noch kein Star
Natürlich geht es bei der Bewertung eines Spielers nicht ausschließlich um die nackten Zahlen. Sané aber hat erst ein gutes Jahr hinter sich mit ein paar außergewöhnlich guten und vielen durchschnittlichen Spielen. Er hat gezeigt, dass er das Potenzial zu einem großen Spieler hat - aber auch nicht mehr. Vielleicht wird er der nächste Lionel Messi, vielleicht aber auch nur der nächste Marko Marin. Marko wer? Genau.
Im Ranking der bisher teuersten Spieler verdrängt Sané nun Spieler wie Mesut Özil, Mats Hummels oder Toni Kroos, wobei letzterer auch für aktuell absurd wenig erscheinende 30 Millionen Euro verkauft wurde - ob des nur noch ein Jahr laufenden Vertrages. Sané hatte auf Schalke noch einen Kontrakt bis 2019 und bringt dem neuen Manager Christian Heidel eine fette Summe. Der wird sich freuen, braucht er das Geld doch dringend für Schuldenabbau und neue Spieler.
Thomas Tuchel bringt es auf den Punkt
Die grotesk hohe Summe für Sané ist aber nur ein Merkmal der seltsamen Entwicklung im Profifußball. Es werden immer abstrusere Ablösesummen bezahlt. 90 Millionen für Higuain etwa und möglicherweise sogar 120 Millionen für Pogba. Da mögen vielleicht viele über England und das viele Geld dort schimpfen. Aber selbst innerhalb der Bundesliga wird ein André Schürrle trotz mehrjährigem Formtief für 30 Millionen Euro transferiert.
Neu-FCB-Coach Carlo Ancelotti verteidigte die explodierenden Preise kürzlich erst mit seiner pragmatischen Ansicht: "Ein Verein muss verkaufen und ein anderer kauft. So funktioniert der Markt." Das ist sicher richtig, aber ich halte es da eher mit BVB-Trainer Thomas Tuchel. Weil die Preise außer Kontrolle seien, stellte er fest: "Der Markt ist verrückt."