Es hätte ein so toller Abend in München sein können. Der FC Bayern hatte den SSC Neapel in der ersten Hälfte nach Belieben dominiert und Mario Gomez die Partie mit einem lupenreinen Hattrick (17./23./42.) eigentlich vorentschieden.
Doch die Gegentreffer von Federico Fernandez (45./79.), die Tatsache, dass die Bayern in der zweiten Hälfte total den Faden verloren, die Höhepunkte der Schlussphase die Gelb-Roten Karten für Juan Zuniga und Holger Badstuber wurden und das verletzungsbedingte Aus von Bastian Schweinsteiger, der sich das Schlüsselbein brach und vier bis sechs Wochen ausfällt, trübten den Erfolg der Bayern im Nachhinein etwas.
"Über die zweite Hälfte müssen wir reden. Da waren wir im Mittelfeld zu unbeweglich und haben gar keinen Spielaufbau mehr gehabt, analysierte Thomas Müller bei Sky. "Da hat der Bastian schon gefehlt. Dabei hätte es ein Spiel der Superlativen werden können, denn die Bayern haben beim 3:2-Sieg nicht nur die 250 Toremarke in der Champions League und die 700 Tore Schallmauer insgesamt in Europapokalspielen übertroffen, sondern dank Gomez' Dreierpack auch noch den ersten Sieg überhaupt gegen Napoli einfahren können.
Die Bayern feierten am Ende den neunten Pflichtspielsieg in Serie in der heimischen Arena mit sensationellen 36:2 Treffern. Das Achtelfinale der Champions League ist damit zum Greifen nahe, für das rechnerische Weiterkommen genügt bereits ein Unentschieden im nächsten Heimspiel gegen Villarreal.
Bayern macht im Prinzip alles klar
Das im Vergleich zur 1:2-Niederlage gegen Catania auf fünf Positionen veränderte Napoli hatte den Bayern von Beginn an die Initiative überlassen, sie dank einer zunächst kompakten und cleveren Defensivtaktik in der Anfangsphase auch erfolgreich vom Tor weghalten und eigene Konter fahren können, mehr als ein paar Eckbälle waren dabei aber nicht herausgesprungen.
Den 66.000 Zuschauer in der Allianz Arena graute nach der so verlaufenen ersten Viertelstunde bereits vor einer zähen Veranstaltung, als der doppelte Gomez ihre Befürchtungen zerstreute. Nach Zuspiel von Bastian Schweinsteiger hatte der Stürmer zunächst Hugo Campagnaro aussteigen lassen und dann Morgan de Sanctis aus zehn Metern flach zum 1:0 überwunden, ehe er sechs Minuten später einen Toni Kroos-Lupfer sieben Meter vor dem Tor direkt annahm und zum 2:0 verwertete. Das Spiel war im Prinzip bereits Mitte der ersten Hälfte entschieden. Von Kompaktheit war bei den Neapolitanern nach dem Doppelschlag nichts mehr zu sehen.
Die mittlerweile drückend überlegenen Bayern drängten mit schnellen Seitenwechseln auf das dritte Tor. Einen Schuss von Frank Ribéry konnte de Sanctis über die Latte lenken, nach Hackentrick von Thomas Müller verfehlte Gomez aus kurzer Distanz, ehe ihm drei Minuten vor der Pause doch noch der lupenreine Hattrick zum 3:0 gelang. Einziger Wermutstropfen der fantastischen ersten Hälfte war, dass die Bayern offenbar bereits kurz vor dem Pausenpfiff gedanklich in der Kabine weilten und Fernández einen Freistoß von Ezequiel Lavezzi zum 1:3 einköpfen konnte.
Kein Fußball mehr in Hälfte zwei
Fußball gab es leider nach dem Wiederanpfiff so gut wie gar nicht mehr zu sehen. Stattdessen prägte Härte die Szenerie und brachte ordentlich Farbe ins Spiel. Alles begann mit Gökhan Inlers ziemlich robustem Hineinspringen in Schweinsteiger, der nach diesem Zweikampf mit schmerzverzerrtem Gesicht verletzt vom Feld getragen werden musste. Die geschockten Bayern boten Napoli in der Folge mehr Raum und Gelegenheit in die Partie zu finden. Sie nutzten diesen aber zunächst nicht. Stattdessen ließen die Italiener ihrem Frust über ihre insgesamt schwache Leistung freien Lauf.
Juan Zuniga handelte sich für zwei dumme Fouls binnen 75 Sekunden die Gelb-Rote Karte ein. Aber auch die Bayern hatten den spielerischen Faden verloren und langten hin, Jerome Boateng hatte Glück, dass er für sein hartes und schlecht getimtes Einsteigen gegen Ezequiel Lavezzi nur Gelb sah. Dafür flog dann auch Holger Badstuber nach einem Zupfer gegen Edinson Cavani mit der Ampelkarte vom Platz.
Und als wäre das noch nicht genug, ließ van Buyten Gegenspieler Fernandez nach einem Inler-Freistoß zu viel Platz und ermöglichte den Neapolitanern noch den Kopfballtreffer zum 2:3. Die Bayern konnten die Schlussphase jedoch kontrollieren und hätten durch den eingewechselten David Alaba fast noch erhöhen können.
Malte Asmus