Die Fans feierten den Deal wie einen Titelgewinn: Mit einem Mal wurde das englische Premier-League-Schlusslicht Newcastle United zum reichsten Fußballklub der Welt. Mit der Übernahme Anfang Oktober gehören dem saudi-arabischen Staatsfonds PIF (Public Investment Fund) rund 80 Prozent des Traditionsvereins aus dem englischen Nordosten. Jeweils zehn Prozent gehen an die Unternehmen RB Sports & Media und PCP Capital Partners.
Umgerechnet 360 Millionen Euro soll der Inhaberwechsel dem Verein eingebracht haben, heißt es in einem Bericht des Sportmagazins The Athletic". Die Einigung bildet das fulminante Ende eines 18-monatigen Verhandlungs- und Rechtsstreits mit der Premier League. Grund für das juristische Gerangel sei die Frage gewesen, wer nach der Übernahme die Fäden im "Toon" in der Hand halten würde. Am Ende sei die verbindliche Zusage erteilt worden, dass das Königreich Saudi-Arabien den Verein nicht kontrollieren werde.
Fußball als Diversifizierungsstrategie
"PIF ist im Wesentlichen ein staatliches Sparkonto für die saudi-arabische Regierung", schreibt die britische BBC. Vorsitzender des PIF ist schließlich niemand Geringeres als Kronprinz Mohammed bin Salman. Dem 36-jährigen Thronfolger werden zahlreiche Menschenrechtsverstöße vorgeworfen. Zuletzt stand "MBS" unter internationaler Kritik, wegen der mutmaßlichen Ermordung des Journalisten Jamal Khashoggi.
Die Übernahmekosten von 360 Millionen Euro stellen aber nur einen Bruchteil der Finanzpower des von Saudi-Arabien angeführten neuen Eigentümerkonsortium dar. Medienberichten zufolge verfügen die neuen Inhaber über ein finanzielles Gesamtvolumen von mehreren Hundert Milliarden Euro – was die Vermögen der bis dato reichsten Klubbesitzer bei Weitem in den Schatten stellt. Als saudi-arabischer Staatsfonds verdient PIF den Großteil des Geldes mit dem Ölexport.
Den Einkauf in den europäischen Topfußball sehen arabische Investoren als langfristige Anlage, erklärte Fußballexperte Professor Simon Chadwick von der Emlyon Business School gegenüber der BBC. Das Milliardengeschäft Fußball diene jedoch nicht zuletzt auch der politischen Einflussnahme, so Chadwick: "Wenn man einen Fußballverein besitzt, kann man eine Beziehung zu den wichtigsten Interessengruppen aufbauen".
Arabische Gelder fließen allerdings nicht nur in den Sport. So ist der Kauf von Newcastle United für PIF nur eine von zahlreichen Diversifizierungsstrategien. Der Fonds hat, so die BBC, in einige der bekanntesten Marken der Welt investiert: darunter Disney, Uber, Facebook, Starbucks und das Pharmaunternehmen Pfizer.

Doch sind arabische Anleger nicht die einzigen Investoren im Spitzenfußball. Ultrareiche stecken bereits seit Langem Milliarden in den Sport. Ein Blick auf Männer mit den ganz tiefen Taschen.
Quellen: "BBC"; "The Athletic"