Abstieg des HSV Der Dino ist gestorben, die Liebe bleibt. Ein Abschiedsbrief.

Fans des HSV
Die Fans des HSV sitzen nach Spielende traurig auf der halbleeren Tribüne.
© Daniel Bockwoldt / DPA
Der HSV steigt in die zweite Liga ab - und schreibt (mal wieder) die aufregendste Geschichte der abgelaufenen Bundesliga-Saison. stern-Redakteurin und HSV-Fan Luisa Schwebel nimmt Abschied.

Tränen. Trauer. Verzweiflung. Das Herz: gebrochen. Wer kein Fußballfan ist, kann diese Emotionen an einem eigentlich schönen, sonnigen Samstag um 17.20 Uhr nicht verstehen. Aber ich sitze hier, in einer Kneipe in Hamburg-Eimsbüttel und kann nicht aufhören zu weinen. Die Tränen müssen raus. Der HSV ist abgestiegen. Zum ersten Mal. Und allen, die jetzt selbstgefällig feixen und meinen, wir hätten es verdient, kann ich nur eines sagen: Wenn es euch und euren Vereinen damit besser geht, uns das Schlimmste zu wünschen, bitte. Denn man tau. Aber auch für euch wird die nächste Saison in der ersten Liga trister, langweiliger. Da seid euch mal sicher.

Das Eis hat etwas gegen die Tränen geholfen. Immer erste Sahne, HSV.
Das Eis hat etwas gegen die Tränen geholfen. Immer erste Sahne, HSV.
© Luisa Schwebel

Als die Hamburger Fans gegen Ende des Spiels "Mein Hamburg lieb ich sehr" anstimmten und wahrscheinlich dem zynischsten HSV-Hasser eine Gänsehaut epischen Ausmaßes bescherten, kamen mir zum zweiten Mal die Tränen. Das erste Mal, nachdem Lewis Holtby zum 2:1 verwandelt hatte. Da war schon klar, dass es nichts bringen würde. Und wenn eine Mannschaft es nicht verdient hat, abzusteigen, dann die des HSV an diesem 12. Mai 2018.

Der Abstieg des HSV musste ja in diesem Jahr passieren

Es ist die Ironie des Schicksals, dass es nicht 2014 passiert ist, als der HSV mit 27 Punkten die Relegation erreichte und nicht mal da gewann. Oder 2015, als sie sich durch einen unberechtigten Freistoß die Relegationsverlängerung erspielten. Es musste ja eigentlich in diesem Jahr passieren, nachdem sie sich gerade die Sympathien zurückerkämpft hatten und mit Christian Titz endlich endlich, endlich einen Trainer haben, der nicht auf lange Bälle sondern auf Fußball setzt. Mit einem wunderschönen Heimsieg gegen Gladbach.

Aber es hilft alles nichts. Nun ist es soweit. Die Tränen fließen mir die Wangen runter, es fühlt sich an wie eine Trennung. Nein, zugegeben, eigentlich schlimmer, denn diese Liebe hält schon ein Leben lang.

Zweite Liga kann Spektakel erwarten

Aber wir wären nicht der HSV, wenn wir nicht auch jetzt noch Hoffnung - und, ja okay, einen etwas gesteigerten Größenwahn - hätten. Die zweite Liga kann sich schon jetzt auf ein Spektakel freuen. Ausverkaufte Stadien, leidenschaftliche Fans, emotional geschmetterte Lieder, beeindruckende Choreos. Und der Bundesliga werden wir fehlen. Aus den gleichen Gründen. Niemand regt die Massen so auf wie der HSV - im Guten wie im Schlechten. Das wird die spannendste Zweitligasaison aller Zeiten. (Da ist er wieder, der Größenwahn). 

Jetzt muss ich aber erstmal die Tränen trocknen. Der Dino ist gestorben, die Liebe bleibt. Bis nächste Saison, Perle. Und an alle anderen: Macht euch schon mal bereit, wir kommen wieder! In Hamburg sagt man Tschüss. Das heißt auf Wiedersehen. 

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