Bundesliga-Dino am Ende Der HSV ist verdient abgestiegen - aber es fühlt sich trotzdem komisch an

Twitter-Reaktionen: Fan-Randale bei HSV-Abstieg: "Jetzt wissen wir, wie die Dinos ausgestorben sind"
Entsetzen, Tränen und am Ende Randale im Hamburger Volksparkstadion: Der HSV steigt erstmals in seiner 55-jährigen Bundesliga-Geschichte in die zweite Liga ab. Die Hanseaten gewinnen ihr Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach mit 2:1 (1:1). Doch der ebenfalls vom Direktabstieg bedrohte VfL Wolfsburg rettet sich mit einem 4:1 (1:1) gegen den Tabellenletzten 1. FC Köln und verteidigt den Relegationsplatz.
Kurz vor dem Ende zünden einige Anhänger Pyrotechnik und stecken Pappen an. Hundertschaften der Polizei kommen auf das Feld, auch um einen möglichen Platzsturm zu verhindern. Die Spieler beider Teams stehen minutenlang gemeinsam auf dem Platz. Nach einer Unterbrechung von einer guten Viertelstunde beendet Schiedsrichter Felix Brych dann auch offiziell. Auf Twitter werden die Unterbrechung und der Abstieg – wie immer – heiß diskutiert. 
Der HSV in der 2. Liga - es fällt schwer, sich das vorzustellen, egal, ob man den Verein nun mag oder nicht. Aber der Abstieg ist die logische Konsequenz jahrelanger Inkompetenz in der Klub-Führung.

Jetzt ist es tatsächlich passiert: Der Hamburger SV ist erstmals in seiner Geschichte aus der Bundesliga abgestiegen. 55 Jahre im Oberhaus sind Geschichte. Und man muss es so deutlich sagen: Es fühlt sich merkwürdig an. Dabei ist es egal, ob man ein Fan ist, neutraler Beobachter oder jemand, der dem HSV den Abstieg gewünscht hat. Die Bundesliga ohne Rothosen ist ein historischer Einschnitt, an den man sich erst gewöhnen muss. Sky-Kommentator Wolff Fuss drückte es so aus: "Der HSV war immer da, und jetzt nicht mehr."

Über die Ursachen des Abstiegs muss man nicht mehr viele Worte verlieren. In den vergangenen Jahren wurden die Missstände und teilweise chaotischen Verhältnisse ausführlich beschrieben. Die vielen Trainerentlassungen, die desaströse Transferpolitik, die Konflikte und eitlen Profilierungsversuche von Klub-Funktionären auf Kosten des Vereins, die hohen Schulden und die finanzielle Abhängigkeit von Milliardär Klaus-Michael Kühne - all das hat zum Niedergang der einst stolzen Hamburger beigetragen. In den vergangenen Jahren haben sie mehrmals den Kopf aus der Schlinge gezogen. Diesmal hat es nicht mehr gereicht.

Christian Titz kam zu spät für den HSV

Das konnte auch der neue Trainer Christian Titz nicht verhindern, obwohl er den HSV in den vergangenen Wochen wieder in die Spur brachte. Ob er den Abstieg hätte verhindern können, wenn er früher den Job übernommen hätte, bleibt Spekulation. Titz ist aber ein Versprechen auf die Zukunft.

Das Kasperle-Theater, das zahlreiche HSV-Funktionäre phasenweise aufführten, kostete den HSV viele Sympathien. Der Klub wurde zur Lachnummer. Man kann davon ausgehen, dass die Mehrheit der neutralen Fußball-Anhänger den Hamburgern keine Träne nachweint. Über den HSV zu lästern, war in den vergangenen Jahren fester Bestandteil jeder Fußball-Unterhaltung. Passend zum schlechten Image lieferten einige Hamburger Ultras kurz vor Abpfiff des letzten Spiels gegen Gladbach, als der Abstieg feststand, die entsprechenden Bilder. Sie warfen Bengalos auf den Rasen und zündeten Pappen an. Ein wütender Anhänger, der von einem Polizisten aus dem Stadion geleitet wurde, hatte ein Trauergebinde dabei. Polizei und Ordner traten in zwei Reihen auf den Rasen, um einen Platzsturm enttäuschter Fans zu verhindern.

Der Existenzkampf geht jetzt erst richtig los

Die Wut war und ist groß unter den Fans. Nun treten sie mit der Mannschaft den Gang in die 2. Liga an. Die Gegner heißen dann Sandhausen und Aue. Es bleibt für die Anhänger zu hoffen, dass dieser große und traditionsreiche Verein die Kurve kriegt und den direkten Wiederaufstieg schafft. Doch das ist kein Selbstläufer. Der Existenzkampf des ehemaligen Bundesliga-Dinos geht jetzt erst richtig los.

Ein Kommentar - Zwei Meinungen: Braucht der HSV den Abstieg? Hier streiten sich zwei Fußball-Fans
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