Reform der Champions League Die Uefa melkt den Fußball gnadenlos – ohne Rücksicht auf kleine Klubs und Fans

Champions League: In Zukunft werden noch mehr Vereine um den Henkelpott spielen
In Zukunft werden noch mehr Vereine um den Henkelpott spielen
© Harold Cunningham / DPA
Am Mittwoch wird die Uefa die Reform der Champions League beschließen. Die Aufblähung des Wettbewerbs nützt den großen Klubs, wird den Wettbewerb weiter verwässern und ist ein Affront gegen die Fans.

Für die Pläne der Uefa, die Champions League zu reformieren, ist die Corona-Pandemie möglicherweise ein Glücksfall. Europaweit waren deshalb keine Fans in den Stadien, um ihren Protest gegen das Vorhaben über die TV-Kameras in jedes Wohnzimmer und jede Fußball-Kneipe des Kontinents zu tragen.

So hat die Uefa geräuschlos eine Reform angeschoben, die die Champions League von 125 auf 225 Spiele gnadenlos aufbläht. Die scharfe Kritik von Organisationen wie ProFans aus Deutschland ist deswegen berechtigt. Die Reform sendet vor allem eine Botschaft: Die Interessen der Anhänger und der nationalen Ligen spielen keine Rolle. Es geht um mehr Spiele und höhere TV-Gelder. Es geht darum, die Kuh noch mehr zu melken, ohne Rücksicht auf Verluste.

Die Reform nützt großen Klubs wie Real Madrid oder dem FC Bayern

Die Reform sieht vor, die Teilnehmerzahl ab dem Jahr 2024 von 32 auf 36 Vereine aufzustocken. Die Gruppenphase wird durch ein Ligasystem (Schweizer Modell) ersetzt, in dem jeder Mannschaft zehn Gegner zugelost werden. Die ersten acht der Abschlusstabelle qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale. Die folgenden sechzehn Teams spielen in einer extra Play-off-Runde die restlichen Teilnehmer der K.o.-Runde aus. Für zwei oder drei Vereine soll es aufgrund einer Zehn-Jahreswertung ein Startrecht in der Champions League geben, wenn sie die Qualifikation über die nationale Liga verpassen - ein Extra-Bonus für die Branchengrößen.

Die Anhänger kritisieren, dass durch die größere Anzahl von Spielen der Termindruck auf die nationalen Ligen steigen wird. Es wird mehr Partien zu Zeiten geben, die sich schwer mit dem Alltag von vielen Fußballanhängern vereinbaren lassen. Es wird mehr englische Wochen geben. Fußball total, von dem keiner was hat. 

Jürgen Klopp, Trainer des Champions-League-Siegers von 2019, kritisierte die höhere Anzahl der Spiele ebenfalls. Er befürchtet, dass die zusätzliche Belastung der Spieler zu mehr Verletzungen führen wird. Sie ist ja (besonders in der Premier League) bereits grenzwertig hoch.

Bedeutung der nationalen Ligen wird kleiner

Doch das ist nur eine Auswirkung der Reform. Die andere ist gravierender: Sie wird das Ungleichgewicht im internationalen Fußball weiter verstärken und die nationalen Ligen schwächen. Verkauft wird die Reform mit dem edlen Ziel, dass alle, die an der Champions League teilnehmen, von den gestiegenen Einnahmen profitieren. Das Problem: Die Großklubs profitieren ungleich stärker, die Lücke wird größer werden. In den Ligen selbst bilden sich durch den ungleichen Geldfluss ebenfalls Zwei- oder Dreiklassengesellschaften, was den sportlichen Wettbewerb langweiliger macht. Ein Abbild dieser Entwicklung ist jetzt schon in der Bundesliga zu beobachten, wo der FC Bayern dominiert.

Um zu verstehen, dass die Reform tatsächlich im Sinne der reichen Klubs ist, muss man nur auf ihre Entstehung blicken: Es waren Vereine wie Real Madrid, Juventus Turin oder der FC Bayern, vereinigt in der European Club Association (ECA), die Druck auf die Uefa ausgeübt haben, indem sie mit der Gründung einer Superliga drohten. Die hat die Uefa vorerst durch die Reform verhindert. Besser wird sie den Wettbewerb dadurch nicht machen.

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