Doping Chaos im Radsport

Die Liste der Dopingfälle wird vor Beginn der Tour de France immer länger: Das Milram-Team hat seinen Sprinter Petacchi aus dem Verkehr gezogen, einem weiteren Astana-Profi droht das Tour-Aus und Giro-Sieger Danilo de Luca war Kunde eines Doping-Arztes.

"Es ist richtig, dass das Team Milram seinen Fahrer Alessandro Petacchi suspendiert hat. Er war beim Giro d'Italia positiv auf das Asthma-Mittel Salbutamol getestet worden. Petacchi kann allerdings eine Ausnahmegenehmigung vorweisen. Diese gilt aber nur bis zum Grenzwert von 1000 Nanogramm. Der nach seinem Etappensieg am 23. Mai vorgenommene Test soll 1320 Nanogramm ergeben haben. Alle anderen vier Kontrollen beim Giro hatten die erlaubte Marke nicht überschritten", erklärte das Radsport-Team am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur DPA.

Asthmatiker oder Doper

"Die Mannschaft hält sich an den Ehrenkodex der ProTour-Teams. Demnach sind wir verpflichtet, Petacchi bis zur Klärung des Falls zu suspendieren", sagte Milram-Manager Gerry van Gerwen. Schon am Montag um 10 Uhr wird Petacchi vor dem Nationalen Olympischen Komitee Italiens (CONI) vom Chef der Antidopingkommission, Ettore Torri, angehört. Dann soll sich klären, ob er Asthmatiker oder Doper ist. "Wir werden alle Patientendaten mitbringen, um zu beweisen, dass keine Absicht vorlag", sagte Milram-Teammanager Stanga.

Petacchi droht eine Sperre von zwei Jahren, falls ihm Doping mit Salbutamol nachgewiesen werden kann. Der 33- Jährige bestreitet jegliches Doping. Er habe allenfalls ein Mal zu oft gesprüht, erklärte Petacchi den überhöhten Wert. Salbutamol gilt in hoher Dosierung als leistungssteigernd. Torri will vor dem Gespräch mit Petacchi einen Mediziner zu Rate ziehen. "Ich will wissen, ob Petacchis Erklärung plausibel ist", sagte Torri.

Gerüchte ohne Bestätigungen

Während Petacchis Fall kurz vor der Aufklärung zu stehen scheint, bleibt die Situation um Leonardo Piepoli unklar. Für die Gerüchte, wonach bei dem Italiener während des Giro bei einer Dopingkontrolle eine sehr hohe Salbutamol-Konzentration von rund 1800 Nanogramm pro Milliliter festgestellt wurde, gab es in Rom keine Bestätigung.

Fest steht dagegen, dass Torri im Rahmen seiner Ermittlungen in der Operation "Oil for Drug" Anfang der Woche mit den Verhören beginnen wird. Als erster soll Astana-Fahrer Eddy Mazzoleni über seine Kontakte zum mutmaßlichen Dopingarzt Carlo Santuccione Auskunft geben. Sollte sich Mazzolenis Position nicht klären, werde Torri die vorläufige Sperre für den Profi beantragen, der damit von der Tour de France ausgeschlossen wäre, berichtete die "La Gazzetta dello Sport".

Di Luca steht noch stärker unter Druck

Noch stärker unter Druck steht Di Luca. Die Polizei von Florenz hat dem römischen Staatsanwaltschaft Paolo Ferraro ein 572-seitiges Dossier mit belastendem Material über den Liquigas-Fahrer übergeben. Die Beamten hörten Telefongespräche von Di Luca mit Santuccione ab. Ein Video zeige Di Luca sogar im März 2004 bei Santuccione, während dieser eine EPO-Spritze für den Profi vorbereite, berichtete die "La Repubblica" am Donnerstag.

DPA
Bernhard Krieger/DPA

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