Anzeige
Anzeige

Wettskandal im italienischen Fußball Razzia erschüttert die Squadra Azzurra

Der Wettskandal in Italien erreicht die Nationalelf. Ermittler durchsuchen das EM-Trainingslager der Squadra Azzurra. Verteidiger Domenico Criscito steht unter Verdacht, er wird suspendiert.

Knapp zwei Wochen vor Start der Fußball-EM wird die italienische Nationalmannschaft in den Liga-Manipulationsskandal hineingezogen. Am frühen Pfingstmontag durchsuchten Polizisten das Trainingszentrum der Azzurri in Florenz und lösten damit ein Schock im italienischen Fußball aus. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nach übereinstimmenden Medienberichten gegen Nationalspieler Domenico Criscito vom russischen Club Zenit St. Petersburg wegen des Verdachts der Wettmanipulation. Auch sein Haus in Genua wurde durchsucht. Inzwischen teilte Verbands-Vizepräsident und Delegationsleiter Demetrio Albertini mit, dass Criscito aus dem italienischen Aufgebot für die Fußball-EM gestrichen wurde.

In einer landesweiten Razzia wurden 19 Personen festgenommen, darunter 13 Profi-Fußballer. Zu den Inhaftierten zählt auch der Kapitän von Miroslav Kloses Club Lazio Rom, Stefano Mauri. Cremonas Staatsanwalt Guido Salvini eröffnete auch ein Ermittlungsverfahren gegen Juventus Turins Coach Antonio Conte. Er ließ das Haus des Meistertrainers durchsuchen. Als Trainer des AC Siena soll er in der vergangenen Saison an Ergebnisabsprachen in den Partien gegen Novara und AlbinoLeffe beteiligt gewesen sein. Sein ehemaliger Spieler Filippo Carobbio hatte Conte schwer belastet. Auch gegen Sienas Club-Präsidenten Massimo Mezzaroma wurde ein Verfahren eingeleitet.

Ermittlungen auch im Ausland

Unter des festgenommenen Fußballern ist auch ein früherer Spieler des CFC Genua, der nun bei Padua in der Serie B spielt. Die Polizei durchsuchte auch das Haus eines Profis vom Erstligisten Chievo Verona.

Auch im Ausland gab es Durchsuchungen, wie die Polizei in Cremona am Montagmorgen mitteilte. Die Aktion richte sich gegen eine "international operierende Organisation". Da den Verdächtigten die "Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung mit dem Ziel des Betrugs und des Sportbetrugs" vorgeworfen wird, drohen ihnen im Fall einer Verurteilung mehrjährige Haftstrafen.

Im Trainingslager der Nationalelf waren am Montag um 6:25 Uhr fünf Beamte vorgefahren. Sie übergaben Criscito den offiziellen Ermittlungsbescheid und durchsuchten Medienangaben zufolge Räume im Verbands-Trainingszentrum Coverciano. Bis zu dieser Razzia galt Criscito als gesetzt für den EM-Kader von Nationaltrainer Cesare Prandelli.

"Epizentrum der Wettmanipulation"

Bereits vor dem WM-Coup 2006 war der italienische Fußball vom Liga-Manipulationsskandal um Juventus Turin erschüttert worden. Damals waren aber keine Spieler der Nationalmannschaft verstrickt.

Die Staatsanwaltschaften Cremona und Bari haben seit dem vergangenen Jahr bereits Dutzende Personen wegen des Verdachts der Wettmanipulation festnehmen lassen. Darunter war im Dezember auch der ehemalige italienischen Nationalspieler Cristiani Doni. Der Ex-Kapitän von Atalanta Bergamo gehört auch zu den Angeklagten eines Prozesses, den der italienische Fußballverband (FIGC) ankündigte. Dabei werden 22 Vereine, 61 Spieler und Manager anklagt. FIGC-Chefankläger Stafano Palazzi bezeichnete Italien als das "Epizentrum der Wettmanipulation". Der Prozess soll nach der EM im Juli beginnen.

Bernhard Krieger, DPA DPA

Mehr zum Thema

Newsticker

VG-Wort Pixel