Schalke 04 ist reif für den Titel. Die Träume von der Meisterschaft nehmen für Schalke vier Tage vor Ende der 38. Saison reale Konturen an. 43 Jahre liegt der letzte Meistertitel von Schalke 04 zurück. Mit einer dem Titel würdigen Leistung haben die »Königsblauen« mit Hertha BSC einen weiteren Konkurrenten abgeschüttelt und ihre Position als absoluter Titelfavorit erneut verteidigt. Vier Spieltage vor Ende der 38. Saison rückt der Titel für Schalke in greifbare Nähe. Doch auch nach dem hoch verdienten 3:1 (0:1) über die Berliner am Samstagabend halten Manager und Trainer weiterhin den Ball flach.
Gleichwohl lobt Möller wie Trainer Huub Stevens »den Charakter und die Moral der Mannschaft«, die im drittletzten Heimspiel im alten Parkstadion vor 56 556 begeisterten Zuschauern das 0:1 durch Sebastian Deisler (34.) wegsteckte und die dicht gestaffelte und gut sortierte Hertha-Abwehr am Ende noch drei Mal knackte. »Großes Kompliment an Hertha. Sie haben das sehr gut gemacht mit nur einem Stürmer. Wir hatten anfangs große Probleme«, gestand Stevens. Hinzu kam das Glück des Tüchtigen. Der einst vom Publikum geschmähte Schlussmann Oliver Reck bewahrte sein Team mit Glanzparaden vor einem frühen Rückstand. Zunächst wehrte der Routinier mit dem Fuß reaktionsschnell gegen Rene Tretschok (5.) ab, nur eine Minute später reagierte Reck zwei Mal glänzend beim Foulelfmeter von Alex Alves.
Erst nach der Pause setzte sich die spielerische Überlegenheit und größere Qualität der Schalker durch. Doch es bedurfte schon eines »sensationellen Freistoßes« (Hertha-Trainer Jürgen Röber), um den bis dahin aufmerksamen Berliner Keeper Gabor Kiraly zu überwinden. Jörg Böhme, der Mann für verrückte Sachen und der »linken Klebe«, zog von mitten der seitlichen Strafraumbegrenzung direkt aufs Tor und düpierte den Ungarn. Mit dem 1:1 (56.) war der Bann gebrochen, das Signal zum Dauerfeuer auf das Hertha-Gehäuse gegeben. Marco van Hoogdalem (79.) und Emile Mpenza (86.) erledigten den Rest. »Dabei hatten wir gerade die beiden Stürmer sehr gut im Griff«, ärgerte sich Röber, »aber wenn sie Raum zum Kontern haben, hat man ein Problem.«
Während sich Berin (49 Punkte) aus dem engsten Kreis der Titelaspiranten verabschiedeten, ist Schalke als Spitzenreiter (55) im Schlussspurt als einzige Mannschaft nicht auf fremde Hilfe angewiesen. Das beste Torverhältnis und das vermeintlich leichteste Restprogramm aller Konkurrenten mit Spielen gegen VfL Bochum (A), VfL Wolfsburg (H), VfB Stuttgart (A) und am 19. Mai daheim gegen die SpVgg Unterhaching scheinen weitere Pluspunkte.
Nur Ebbe Sand spricht aus, was alle denken: »Ich träume schon ein bisschen. Es sieht unglaublich gut aus. Jetzt müssen wir es zu Ende bringen.«
St. Pauli nimmt Kurs auf 1. Liga
Mit dem FC St. Pauli steht die »billigste Truppe« aller 36 deutschen Profivereine nach dem 4:1 gegen Rot-Weiss Oberhausen ganz dicht vor der Rückkehr ins Fußball-Oberhaus. »Wir haben jetzt einen wichtigen Schritt in Richtung Aufstieg gemacht«, sagte St. Paulis Trainer Dietmar Demuth. Mit knapp sieben Millionen Mark verfügt der Zweitligist über den kleinsten Etat im Fußball-Business. Doch vier Spieltage vor Ultimo ist für den vor der Saison als großen Abstiegskandidaten gehandelten Club der vierte Aufstieg in die Bundesliga nach 1977, 1988 und 1995 beinahe schon Pflicht geworden.
»Wir haben jetzt noch vier Spiele vor uns. Noch haben wir nichts geschafft. Wir müssen jetzt von Spiel zu Spiel sehen und wollen dann am Ende feiern«, sagte Stürmer Marcel Rath (25), der gegen Oberhausen vor 19 544 Zuschauern gleich drei schöne Treffer erzielte und nun die Torschützenliste der 2. Liga mit 15 Toren, davon elf in der Rückrunde, anführt. »Entscheidend ist, dass wir gegen Oberhausen drei Punkte gemacht und unseren dritten Platz gefestigt haben. Wer die Tore macht, ist doch egal«, zeigte sich Rath bescheiden. Der Neuzugang vom FC Energie Cottbus ist ein Garant im Kampf um den Aufstieg, schon gegen Ahlen (3:2) hatte Rath am 17. Dezember 2000 drei Mal getroffen. Der FC St. Pauli hat seine »Frühjahrskrise« vom 5. März bis zum 8. April mit vier Niederlagen aus fünf Spielen offenkundig beendet.