Schön war es wieder nicht, das Spiel der Bayern in der Champions League bei Viktoria Pilsen. Nun mal langsam, werden die Fans der Münchner jetzt anführen. Und sie haben gute Argumente, den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen: Vier Spiele, zwölf Punkte, 10:1-Tore – die Qualifikation für das Achtelfinale in der Königsklasse ist schon jetzt vorzeitig geschafft. So beeindruckend die Fakten auch sind, so wenig beeindruckend ist die Leistung, die das Team gerade abliefert. Immer gemessen an den eigenen Ansprüchen – wohl gemerkt. Kurze Erinnerung: Es war Pep Guardiola, der nach dem knappen 2:1-Erfolg gegen Hoffenheim am vergangenen Wochenende zwar Verbesserungsbedarf sah, aber eben auch von einem "Niveau in the sky" sprach, also himmelhoch, kaum zu steigern.
Nun, gegen Hertha, Hoffenheim und jetzt auch beim Spiel in Pilsen in der Champions League war die Leistung eher: down to earth. Zu schläfrig, zu uneffektiv, zu uninspiriert. Bayerns Maschinerie kommt im Moment einfach nicht ins Rollen. Dass am Ende dabei dann doch drei Siege herausgesprungen sind, spricht weniger für die Münchner, als gegen die Kontrahenten und deren mangelnde Abgezocktheit.
Eher Mecker- als Siegerlaune
Derzeit lässt sich wunderbar beobachten, wie locker die Bayern ihre Spiele angehen. Viel zu locker. Immerhin: Sie erkennen das mittlerweile selbst. "Was wir schnell in den Griff bekommen müssen, ist unsere Anfangsphase. Wir lassen den Gegner kommen und ihn glauben, dass was zu holen ist", sagte zum Beispiel Philipp Lahm nach dem 1:0 in Pilsen. Der Kapitän hob im Anschluss an die Partie warnend den Zeigefinger: "Vielleicht denken wir teilweise, dass es zu einfach ist. Das darf uns nicht passieren."
Auch Thomas Müller war nach dem müden Auftritt seines Teams eher in Mecker- als in Siegerlaune: "Wir haben uns nicht mit Ruhm bekleckert, aber gewonnen. Das war im Endeffekt das Wichtigste. Natürlich sitzen wir jetzt nicht in der Kabine und machen den Schampus auf." Und was sind die Ursachen? Warum läuft es nicht wie gewünscht – und erwartet?
Ein Grund könnte beim Trainer liegen: Möglicherweise überfordert Guardiola mit seinen vielen taktischen Ideen und Verschiebungen sein Team. Ein Beispiel: Gegen Hoffenheim stellte der Trainer in der Halbzeit um, beorderte Lahm ins Mittelfeld, ließ hinten mit Alaba, Dante und Boateng eine Dreierkette spielen. Nach sieben Minuten änderte er seine Meinung schon wieder und stellte hektisch wieder auf das 4-1-4-1-System um – als Reaktion auf die vielen guten Kontermöglichkeiten des Gegners.
Ein langer Prozess
Gegen Pilsen blieben die von Guardiola angekündigten Korrekturen am Konzept weitgehend aus. Der Coach bot im Gegensatz zum Arbeitssieg in Hoffenheim in Daniel van Buyten, Diego Contento, Rafinha und Toni Kroos dafür aber gleich vier neue Spieler in der Anfangsformation auf. Einspielen kann sich eine Mannschaft so sicher nicht. Aber Guardiola will auch nicht, dass sich sein Team einspielt. Im Gegenteil, der Spanier fordert von seinen Spielern ein hohes Maß an Flexibilität. Aber das braucht Zeit. "Ich brauche noch, um meine Spieler besser kennenzulernen", sagte Guardiola nach dem letzten Auftritt seines Starensembles in der Bundesliga.
So sind die eher mäßigen Auftritte der Bayern im Herbst 2013 wohl auch dem gerade leicht stockenden Eingewöhnungsprozess geschuldet. Guardiola muss sich an seine Spieler gewöhnen, aber vor allem eben auch umgekehrt. So langsam sollten beide Seiten diesbezüglich allerdings in die Gänge kommen. Denn: Siege wie der gegen Pilsen sind zwar ganz nett. Aber Borussia Dortmund siegt im Moment auf eine ganz andere Art und Weise – und wird dafür landauf-landab ohne Ende abgefeiert. Allein diese Tatsache muss die Bayern und Pep Guardiola antreiben.