Auch nach dem Krisengipfel ist der Führungsstreit beim Hamburger SV nicht ausgeräumt. "Wir sind mit den Gesprächen noch nicht zu Ende", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende des Fußball-Bundesligisten, Horst Becker, am Dienstag. Mehr als drei Stunden hatte der Personalausschuss des Kontrollgremiums am Montagabend getagt und sich die Standpunkte des Vorstandsvorsitzenden Bernd Hoffmann und von Sportchef Dietmar Beiersdorfer angehört. "Wir werden uns noch mal zusammensetzen und ein Resümee der Gespräche ziehen. Spätestens am Mittwoch wissen wir, wie es weitergeht", sagte Becker.
Offenbar sind die zerstrittenen Führungsmitglieder nicht zum Einlenken bereit. Hoffmann kritisiert die von Beiersdorfer verantwortete Transferpolitik und fordert selbst Kompetenzen auf diesem Gebiet. Beiersdorfer wehrt sich gegen die Einmischung und rief den Aufsichtsrat um Hilfe an. Clubchef und Sportdirektor lagen bei Personalentscheidungen schon mehrfach miteinander im Streit. "Es waren sehr emotionale Gespräche", sagte Becker über den Krisengipfel am Montag und deutete damit die Heftigkeit der Auseinandersetzung an.
Am (heutigen) Dienstag will Becker möglichst den gesamten zwölfköpfigen Aufsichtsrat zur Beratung zusammenbringen. Das könnte auch ein Zeichen für eine Grundsatzentscheidung sein. Nur der Aufsichtsrat darf ein Vorstandsmitglied abberufen. Dafür ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich. Hoffmann wird in dem Machtstreit in der stärkeren Position gesehen.
Der HSV ist zehn Tage vor Trainingsstart in seinen Entscheidungen nahezu gelähmt. Neue Spieler sind noch nicht verpflichtet worden. Der als Nachfolger von Martin Jol geholte Coach Bruno Labbadia kann wegen der ungeklärten Situation seine Saisonplanungen nicht vorantreiben.