International Premier League - Manchester City schlägt United und übernimmt Spitze

Normale Montagabende sind dem Sportredakteur eher ein Graus. Doch diesmal gab es statt Zweitliga-Tristesse einen packenden Titelfight aus England zu sehen. Und der ist wieder völlig offen, denn Uniteds einst stolzer Acht-Punkte-Vorsprung ist aufgebraucht, City nach einem Kompany-Tor neuer Tabellenführer der Premier League.

Spätschichten an gewöhnlichen Montagabenden sind sicher nicht bei allen Sport-Redakteuren besonders beliebt. Warum? Naja, anders als uns ein deutscher Sportsender gerne glauben machen würde, steppt im Topspiel der Zweiten Liga doch eher selten der Bär. Warum sollte man also freiwillig den harten Bürostuhl und Spiele vom Kaliber Aue gegen Ingolstadt dem gemütlichen heimischen Sofa und Qualitätsfernsehen a lá Rachs Restaurantschule vorziehen?

Doch diesmal erschien die Spätschicht fröhlich pfeifend, nachdem der Freundin zu Hause unter Aufbietung aller vorhandener Schauspielkunst erklärt worden war, wie traurig man doch sei, dass sie alleine in den Mai tanzen muss. Statt Zweitligatristesse gab es schließlich den spielerisch zwar nicht besonders hochklassigen und an Torszenen armen, aber trotzdem angesichts der Tabellenkonstellation packenden und äußerst intensiv geführten Premier League-Titelkampf zwischen Manchester City und Manchester United, in dem City nach dem 1:0-Heimsieg zwei Spieltage vor Ende der Saison nun knapp die Nase vorn hat.

Durch das Tor von Vincent Kompany in der ersten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte ist der Vorsprung von Manchester United, der vor gut drei Wochen nach ganze acht Punkte betragen hatte, dann aber dank Wigan und Everton immer mehr zusammengeschmolzen, nun aufgebraucht und City liegt dank der um acht Treffer besseren Tordifferenz vorne. Die beiden letzten Spieltage der Premier League versprechen ein spannendes Fernduell, in dem das Restprogramm vermeintlich leichte Vorteile zugunsten der Red Devils verspricht, deren Gegner Swansea und Sunderland heißen, während City noch nach Newcastle muss, ehe man am letzten Spieltag QPR empfängt.

Kompany erlöst City in der Nachspielzeit

Sir Alex Ferguson hatte auf ein kompaktes Mittelfeld um die Oldies Paul Scholes und Ryan Giggs gesetzt. "Erfahrung ist in solchen Spielen lebenswichtig und die beiden haben mehr Derbys bestritten als alle anderen Spieler auf dem Platz zusammen", hatte der Coach vor dem Spiel begründet. Mit der geballten Routine der Altmeister stellte United geschickt die Lauf- und Passwege der Gegner zu und ließ das allerdings auch nervös und hektisch agierende City zunächst nicht in die Partie kommen.

United hatte so die Anfangsphase dominiert, ohne allerdings selbst zwingende Chancen zu erspielen. Mit zunehmender Spieldauer erhöhte City mehr und mehr den Druck. Die Red Devils zogen sich zurück, überließen dem Gegner den Ballbesitz und verlegten sich selbst auf Konter, mussten sich aber den Vorwurf gefallen lassen, bei Gegenstößen viel zu langsam umzuschalten. City, mit Sergio Agüero und Carlos Tevez in vorderster Front und angetrieben vom emsigen Pablo Zabaleta wurde selbstbewusster und kam auch in die Nähe des Strafraums.

Doch richtig zum Zug kamen sie aus dem Spiel gegen die zeitweise mit zehn Mann im eigenen Sechzehner stehenden Gäste nicht. Mehrere Abschlussversuche wurden geklärt oder geblockt. So geschickt United aus dem Spiel verteidigte, so schlecht stellten sie sich beim sechsten City-Eckball an, der kurz vor dem Seitenwechsel die Führung brachte. David Silva hatte den Ball perfekt in die Mitte gebracht, wo Kompany sträflich frei war, sich gegen den zu weit wegstehenden Chris Smalling durchsetzte und per Kopf zum - aufgrund der größeren Spielanteile - absolut verdienten 1:0 in die Maschen wuchtete, das für City zu diesem Zeitpunkt virtuell die Tabellenführung bedeutete.

United offensiv blass – City lässt dicke Chancen liegen

Manchester United schaffte es nach dem Seitenwechsel nicht die nötige Reaktion zu zeigen. Offensiv strahlten sie keinerlei Gefahr aus, sodass Ferguson nach gut einer Stunde reagierte und anstelle des offensiv schwachen Ji Sung Park Youngster Danny Welbeck als Unterstützung für den blassen Wayne Rooney brachte.

Roberto Mancini, der seinem Team für die zweiten Hälfte ohnehin offenbar eher kontrollierte Offensive verordnet hatte, reagierte auf den damit verbundenen größeren Druck der Gäste und wechselte Tevez zugunsten von Zerstörer Nigel de Jong aus. Der holte sich eine Viertelstunde vor dem Ende gleich Gelb für ein taktisches Foul ab, was zu einem heftigen Wortgefecht zwischen beiden Coaches an der Seitenlinie führte, das erst der vierte Offizielle beenden konnte.

United warf in der Schlussphase zunehmend alles nach vorne, brachte noch Ashley Young für Nani. Für City bekam mit Micah Richards für David Silva noch mehr Defensivpower und es boten sich weiter gute Kontermöglichkeiten. Doch Agüero traf nur das Außennetz, Yaya Toure gelang es zwar Rio Ferdinand an der Strafraumgrenze mit zwei Haken auszutanzen, doch er schoss dann trotz freier Bahn links am Tor vorbei, ehe Gael Clichys Versuch aus halblinker Position von David de Gea weggefaustet werden konnte.

Die beste City-Chance vergab Samir Nasri, als er den Ball ins Tor tragen wollte, sich aber festlief. Bestraft wurde diese Nachlässigkeit aber nicht mehr. Man City gewann das 162. Stadtderby und geht trotz Punktgleichheit mit United (beide 83) als Tabellenführer in die noch ausstehenden Spiele der Premier League-Saison.

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