In der 89. Minute gegen den FC Bayern wird der FC Augsburg um den Lohn eines harten Arbeitsnachmittags gebracht. Doch nicht die Spieler selbst sind daran schuld, sondern Schiedsrichter Knut Kircher und sein Assistent Robert Kempter. Douglas Costa hatte sich zuvor den Ball gen Außenlinie vorgelegt, dann frontal Kurs auf den wie angewurzelt stehenden Augsburger Markus Feulner genommen und war beim Zusammenprall rückwärts umgefallen. Niemand im Stadion dachte ernsthaft an einen Elfmeter - auch nicht Schiri Kircher. Doch sein aufmerksamer Assistent machte ihn fahnewedelnd auf das vermeintliche Foul aufmerksam – Thomas Müller netzte zum 2:1-Sieg für den FCB ein.
"Ganz bitter", sagte Augsburgs Paul Verhaegh nach dem Schlusspfiff, "der Elfmeter war ein Witz." Und das war er auch – nur kein besonders komischer für die Gäste. Feulner kann sich ja schlecht in Luft auflösen, die treibende Kraft hinter dem Zusammenprall war ganz klar Bayerns Brasilianer.
Sind die Schiedsrichter auf der Seite des FC Bayern?
FCA-Kapitän Verhaegh legte noch nach, dass man ja ohnehin wisse, den Referee nicht auf seiner Seite zu haben, wenn man beim FC Bayern spielen würde. Die ewige Frage: Sind die Schiedsrichter auf der Seite des FC Bayern? Wohl kaum. Aber das ist auch gar nicht der entscheidende Punkt. Die Fehlentscheidung hätte auch im Spiel gegen jeden anderen Gegner passieren können - der HSV wird ein Liedchen davon singen können. Vor zwei Wochen entschied Schiedsrichter Deniz Aytekin in der Partie gegen Köln aus ähnlich hanebüchenen Gründen auf Strafstoß inklusive Roter Karte für HSV-Verteidiger Emir Spahic.
So ganz ohne das immer wiederkehrende Aufregerthema scheinen es die Bundesliga-Schiedsrichter nicht auszuhalten. Die letzten Jahre waren es die vielen vermeintlichen Handspiele, teilweise aus 20 Zentimeter Entfernung angeschossen. Mittlerweile wurde noch einmal klargestellt: Absicht ist das Hauptkriterium. Diese Saison sind es aber die Elfmeterdebatten. In der dritten Superzeitlupe wird dann - wie nach dem vermeintlichen Foul von Spahic - der oft zitierte "Kontakt" rot umrandet nachgewiesen und Sky-Experte Peter Gagelmann verteidigt dann die Entscheidung seiner Ex-Kollegen gegen den HSV-Verteidiger. Beim Elfer vom FC Bayern sah Gagelmann immerhin, dass es sich um eine Fehlentscheidung handelte.
Dennoch ist es eine bedenkliche Entwicklung für ein Spiel, dass von Zweikämpfen lebt. Seit wann zählt eigentlich beim Kontaktsport Fußball jede Berührung als Foul? Es reicht ja schon, dass alle Bundesliga-Spieler im Strafraum die Arme hinterm Rücken verschränken müssen, damit ihnen niemand eine "unnatürliche Handhaltung" unterstellt. Nicht, dass die demnächst auch noch aufpassen müssen, bloß keinen Gegenspieler mehr zu berühren.