So schmallippig dankt der FC Bayern seinem Mannschaftsarzt für fast 28-jährige Treue:
"Der FC Bayern München hat mit Bedauern die Entscheidung von Vereinsarzt Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt (72), seine medizinische Tätigkeit für den Klub niederzulegen, zur Kenntnis genommen. Speziell Dr. Müller-Wohlfahrt, aber auch sein Team, haben in den zurückliegenden Jahren erstklassige Arbeit für den Klub und seine Spieler geleistet. Hierfür gilt unser ausdrücklicher Dank."
Das ist der Wortlaut einer Presseerklärung, die der FC am Freitag veröffentlichte. Der Abgang des Bayern-Doc hat der Verein im Mark erschüttert. Offenbar fühlen sich die Münchner kurz vor dem wichtigen Champions-League-Rückspiel gegen Porto und dem Ende der Bundesliga-Saison im Stich gelassen. Enttäuschung und Wut auf beiden Seiten lassen sich nur schwer verbergen.
Doch was war der Auslöser für den plötzlichen Abgang Müller-Wohlfahrts? Angeblich gab es schon längere Zeit Streit mit Trainer Pep Guardiola. Wie die "Bild"-Zeitung berichtet, soll sich der Hauptkonflikt um Müller-Wohlfahrts Anwesenheit am Trainingsgelände an der Säbener Straße gedreht haben. Guardiola forderte eine Praxis vor Ort, statt wie bislang seine Spieler sieben Kilometer durch die Stadt schicken zu müssen.
Guardiola als Rumpelstilzchen
Offenbar gab es aber auch darüber hinaus Spannungen zwischen Pep Guardiola und seinen Mannschaftsärzten. Als Indiz dafür gilt eine Szene aus dem Spiel des FC Bayern gegen Leverkusen. Nach einer Verletzung von Benatia läuft Guardiola zur Bank der Ärzte, klatscht höhnisch in die Hände. Zwar war Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt beim Spiel gegen Leverkusen nicht dabei, sondern nur sein Sohn Kilian - die Szene sorgt trotzdem für Diskussionen.
Pep Guardiola bestreitet, mit seinen Bewegungen die Ärzte verspottet zu haben. Er sei einfach enttäuscht über die Verletzung Benatias und dessen Auswechslung gewesen. Die Bilder sprechen allerdings eine andere Sprache.
Bislang schweigt Hans Wilhelm Müller-Wohlfahrt zu den näheren Gründen für seinen Abgang. Doch seine Aussage, sich demnächst näher äußern zu wollen, dürfte auf Guardiola wie eine Drohung wirken.