Lennart Johansson hat seine Sympathien für Franz Beckenbauer als Nachfolger im Amt schon vor seinem offiziellen Rücktritt bekundet. Der 75 Jahre alte Schwede würde "meinem Freund Franz" das höchste Amt in der Uefa absolut zutrauen. "Warum nicht? Franz war ein exzellenter Spieler, ein exzellenter Trainer. Er war DFB-Vizepräsident, ist Präsident von Bayern München und WM-Chef für 2006", sagte Johansson am Mittwoch in München bei einer Pressekonferenz mit Beckenbauer zur Internationalen WM-Konferenz "Visions of Football", die im Juli in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden wird.
Johansson hat die Entscheidung über seine Zukunft als Funktionär bereits getroffen. Es werde aber erst auf dem Uefa-Kongress in drei Wochen in Tallinn in Estland "das klare Wort" von ihm geben. "Die Mitglieder aus den 52 Uefa-Ländern sollen es als erstes wissen", begründete der 75-Jährige. Erwartet wird, dass der seit 1990 amtierende Schwede spätestens 2007 abtritt. Johansson ist bis 2006 gewählt, eine erneute Kandidatur gilt als ausgeschlossen.
Ambitionen, erster deutscher Uefa-Präsident zu werden
Die Uefa-Exekutive hat für Tallinn den Antrag gestellt, Johanssons Amtszeit bis 2007 zu verlängern und erst in zwei Jahren beim Kongress in Beckenbauers Heimatstadt München wieder zu wählen. Damit soll die Uefa-Wahl wieder zeitgleich zu denen des Weltverbandes (Fifa) und anderer Kontinentalverbände stattfinden. Er sei "zuversichtlich", die dafür nötige Dreiviertelmehrheit zu erzielen, sagte Johansson.
Beckenbauer bekräftigte beim Aufeinandertreffen mit Johansson seine Ambitionen, erster deutscher Uefa-Präsident werden zu wollen. "Es wäre für mich eine große Ehre, Lennart Johansson zu beerben", sagte der 59-Jährige. Johansson Sympathie für Beckenbauer ist kein Geheimnis. Öffentlich legte er sich aber Zurückhaltung auf: "Es gibt acht oder neun Personen, die mehr oder weniger erklärt haben, kandidieren zu wollen. Darum bleibe ich neutral."
Einstimmigkeit im DFB-Präsidium
Das könnte sich womöglich nach dem 21. April ändern, wie der Schwede durchblicken ließ: "Vielleicht werde ich später mehr sagen, damit die Nachfolge kein Irrtum wird." Der Franzose Michel Platini hat bislang als einziger offiziell seine Kandidatur erklärt.
Der Geschäftsführende DFB-Präsident Theo Zwanziger vertraut auf das gute Verhältnis von Beckenbauer zu Johansson, der auch als guter Freund des DFB gilt. "Die beiden Männer schätzen sich wechselseitig", betonte Zwanziger in München. Das DFB-Präsidium hat Beckenbauer einstimmig um eine Kandidatur gebeten, die dieser allerdings frühestens nach dem Uefa-Kongress offiziell verkünden wird, wie Zwanziger verriet: "Nur wenn Johansson nicht mehr kandidiert, wird Beckenbauer sich zur Verfügung stellen."