Das Ausmaß im englischen Bestechungsskandal ist offenbar viel größer als bisher angenommen. Nach Auskunft des Beraters von Englands Nationaltrainer Steve McClaren werden bei Transfers Schmiergelder in Millionenhöhe gezahlt. "Wir reden nicht über Handgelder von 50.000 Pfund (umgerechnet rund 75.000 Euro), wie die BBC vorwirft, sondern über mehrere Millionen pro Deal", sagte Colin Gordon, der auch vom englischen Fußball-Verband FA bezahlt wird.
Gordon schätzt, dass "in den vergangenen Jahren zig Millionen Pfund in der Premier League illegal geflossen sind". Es sei unmöglich, entsprechende Vergehen nachzuweisen. "Das kann man nicht beweisen. Es ist reine Zeitverschwendung, das auch nur zu versuchen", sagte Gordon dem "Wolverhampton Express & Star". Und: "Man wird nie einen Trainer dabei ertappen, wie er offen darüber redet. In einem Gespräch gibt es bestimmte Formulierungen, da weiß man sofort, was Sache ist." Geständnisse von Trainern oder Funktionären seien nicht zu erwarten: "Der Fußball will sich nicht selbst entblößen, indem er den Teppich hebt und zeigt, was alles drunter gekehrt wurde."
Koffer voller Geld
Die tatsächlich gezahlten Summen seien wesentlich höher, als bislang angenommen, erklärte der frühere Profi-Fußballer, der unter anderem auch Arsenals Nationalspieler Theo Walcott betreut. "Wenn ein osteuropäischer Spieler von seinem Club auf zwei Millionen Pfund taxiert wird, dann sage ich dem Verein: "In England kann ich ihn für fünf Millionen verkaufen - ihr bekommt 500.000 extra, aber die anderen 2,5 Millionen fließen auf dieses und jenes Konto."" Ihm selbst sei bei einem Transfer von einem italienischen Club "ein Koffer voll mit Geld" angeboten worden.
Nach Informationen der BBC, die den Skandal aufgedeckt hat, haben mehrere Erstliga-Trainer Schmiergelder kassiert. Auch der FC Chelsea, der FC Liverpool und Manchester United stehen unter Betrugsverdacht. Als erster Club hat Newcastle United Co-Trainer Kevin Bond wegen des Bestechungsskandals entlassen. Bond streitet die Vorwürfe allerdings ab.